Prävention vor sexualisierter Gewalt

Ein Baustein im pastoralen Konzept, der nicht fehlen darf, ist das Institutionelle Schutzkonzept der Stadtkirche zur Prävention vor sexuellem Missbrauch. Diesem Thema hat der Stadtkirchenrat seinen Klausurtag 2025 (am 17.05.2025) gewidmet. Angeleitet von Florian Lechner, der „in Fragen der Prävention geschulten Person“ in der Stadtkirche, wurde Bestandsaufnahme gemacht und überlegt, welche nächsten Schritte anstehen, um die entsprechende Kultur bei uns zu entwickeln und ein verbindliches und wirksames Schutzkonzept zu etablieren.

Die wichtigste Erkenntnis des Tages war wohl, wie das richtige Leitbild eine entsprechende Motivation frei setzt. Zunächst (und zumal an einem sonnigen, frühlingshaften Samstag Nachmittag) nähert man sich dem Thema „Missbrauch“ aus Pflichtbewusstsein, mit spitzen Fingern sozusagen und eine gewisse Unlust überwindend. Als aber fortschreitend klar wurde, dass es darum geht „miteinander achtsam [zu] leben„, wie es programmatisch über den Materialien des Erzbistums steht, wuchs die Freude und die Motivation für die Sache. Mit dieser konzeptionellen Arbeit fördern wir etwas, was ein durch und durch positiver, ur-christlicher Wert ist.

Wenn wir das Schaubild zum „Institutionellen Schutzkonzept“ zugrunde legen, das uns das Erzbistum an die Hand gibt, zeigt sich, welche Elemente wir schon haben und was es noch zu erarbeiten gilt.

In die Partizipation ist das Seelsorgeteam sowie die Verwaltung der Stadtkirche längst eingebunden. Auch der Posten der „in Fragen der Prävention geschulten Person“ ist mit Florian Lechner gut besetzt. Eingespielt ist auch schon, dass alle Ehrenamtlichen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben (Ministranten- und Jugendarbeit, Kommunion- und Firmvorbereitung) auf die Thematik aufmerksam gemacht werden (Handreichung zur Information, Pflicht zur Vorlage des Führungszeugnis). Der Stadtkirchenrat und über ihn die Pfarrgemeinderäte sind aktuell dran, und der Prozess ist mit dem Einstieg beim Klausurtag noch nicht abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es noch interessante Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche selbst mit ihren Erfahrungen und Empfindungen an der Entwicklung des Schutzkonzepts zu beteiligen. Das steht noch aus in der Stadtkirche. Auch die Kommunikation in die weitere Öffentlichkeit (Aushänge in den Kirchen, Auslagen von Info-Material, Darstellung auf der Homepage) hat noch Luft nach oben.

Im Sinn der Risikoanalyse wurden Veranstaltungsformate, Örtlichkeiten, Beziehungen und Strukturen zusammengetragen und beleuchtet, so dass ein ziemlich umfassender, wenn auch nicht abgeschlossener Überblick entstanden ist, wo genauer hinzuschauen ist. Eine bedeutsame Einsicht in diesem Punkt war, dass jedes System, unsere kleinen Gruppen und Netzwerke nicht anders als die dafür oft kritisierte Kirche im Großen, eine Eigendynamik der Verteidigung, des Selbsterhalts und des Drucks auf Störer beinhaltet. Sprich: Ein konsequentes Vorgehen, bei dem mögliche Grenzverletzungen oder Schlimmeres dadurch verhütet werden sollen, dass eine Person auf Abstand gebracht wird, ruft unweigerlich Widerstand im System hervor und Solidarität mit dem Menschen, der jetzt plötzlich bei etwas nicht mehr dabei sein darf. Das mag im konkreten Fall Unverständnis und Verdruss bedeuten, darf aber nicht das Bemühen um Prävention schwächen.

Der Beratungs- und Beschwerdewege – „Was tun, wenn ich davon höre, dass etwas nicht sauber war?“ – war den anwesenden Mitgliedern des Stadtkirchenrats nicht klar. In dem Punkt ist also dringend Nacharbeit erforderlich, um eine Schwäche in unserem Schutzkonzept zu beheben. Eine wichtige Einsicht war hier, dass es zur Sensibilität und Verantwortlichkeit in Sachen Prävention nicht verlangt ist, sogar davon abzuraten wird, unmittelbar und direkt das Gespräch mit einer verdächtigten oder beschuldigten Person zu suchen. Besser ein planvolles Vorgehen der zuständigen Verantwortlichen!

Als unbedingt lohnend, aber noch nicht ansatzweise verwirklicht wurde das Element „Verhaltenskodex“ erkannt.

Den „Interventionsplan“ bereit zu stellen, ist eine Leitungsaufgabe in der Stadtkirche und betrifft die Ehrenamtlichen nicht. Ausreichende Handlungssicherheit dank der leicht zugänglichen Materialien des Erzbistums und dank der Erfahrung mit den bisherigen Kontakte zu den Bistumsbeauftragten für Missbrauch und Prävention scheint gegeben.

„Personalauswahl und Weiterbildung“ – auch hierzu wurde im Stadtkirchenrat kein Handlungsbedarf gesehen (siehe oben, unter dem Punkt „Partizipation“).

Somit sind wir ein gutes Stück vorangekommen auf dem Weg zum Institutionellen Schutzkonzept für die Stadtkirche. Der Stadtkirchenrat wird aus den Ergebnissen des Klausurtags einen Fahrplan entwicklen, wie das Thema verbindlich bei uns verankern.

Gemeindegesang im Gottesdienst

„Wer singt, betet doppelt,“ heißt es. In der Reihe seiner thematischen Sitzungen hat sich der Stadtkirchenrat im Oktober 2024 mit dem Gemeindegesang im Gottesdienst befasst. Man könnte meinen, angesichts der großen und wichtigen Themen, die uns als konkrete Ortsgemeinde vor Herausforderungen stellen, sei das ein kleines „nice to have“. Aber gibt es einen deutlicheren Indikator für unser gemeinsames Christsein, für die Lebendigkeit des Glaubens, als dieses kleine Detail? Die freudige, aufgeschlossene, gemeinschaftliche aktive Teilnahme am Gottesdienst – woran ließe sie sich mehr ablesen als am Gesang der Gemeinde? Umgekehrt, wo er ausfällt, spiegelt das die ganze Depression und den Verfall des christlichen Lebens in unserem Land. Tatsächlich hat der engagierte Austausch im Stadtkirchenrat gezeigt, dass in diesem nur scheinbar kleinen Thema eine Menge „Musik drinsteckt“. Es ist auch nicht ein Thema, das man einfach an die Profis von der Kirchenmusik abgeben kann. Nein, der Gemeindegesang gehört ins Herz der Gemeinde, und die Belebung des Gemeindegesangs gehört als zentraler Baustein ins pastorale Konzept der Stadtkirche.

Wir fördern nach Kräften einen lebhaften Gesang in der Gottesdienstgemeinde! Zu diesem Ziel hat sich der Stadtkirchenrat auf fünf kleine Maßnahmen verständigt, die realistisch ab sofort umgesetzt werden können:
1. Nach der Kommunion wird öfters eine Kommunionstille gehalten. Anstelle eines Danklieds tritt ein schwungvolles Schlusslied (so wie der DJ auf einer Party einen „Rausschmeißer“ vorsehen würde).
2. Durch gutes und deutliches Mitsingen (bzw. Vorsingen) nehmen der Zelebrant, der Kantor oder die Kantorin, sowie die Organistin die Gemeinde beim Singen mit.
3. Ein „Lied des Monats“ wird im Gottesdienstanzeiger angekündigt, an mehreren Sonntagen hintereinander häufig gesungen, in der Statio oder Predigt oder im Gottesdienstanzeiger erschlossen.
4. Verstärkt werden Wechselgesänge aus dem Gotteslob gesungen, wo Elemente für Vorsänger und die ganze Gemeinde wechseln, woraus sich ein gesanglicher Dialog zwischen Vorstehern / Vorsängern und der Gemeinde entwickelt.
5. Es werden „Feedback“-Strukturen zum Gemeindegesang geschaffen; z.B. kleine Fragebögen, die ganz unmittelbar und bequem durch Einreißen am Seitenrand beantwortet werden.

Katholische Nachbarn

Als Experten hatte der Stadtkirchenrat im Januar 2024 die eingeladen, die in verschiedenen Verteil-Systemen tätig sind, die Geburtstagsgratulationen, Begrüßungen Neugeborener, den Pfarrbrief „Die Brücke“ oder sonstige Post austragen. Die Briefe der Caritas-Sammlung und die Begrüßung der Neuzugezogenen werden per Post versandt. Eine Idee ist es, von unten, von der Wurzel her, ein neues, kommunikativeres, lebendigeres, wenngleich nicht so flächendeckendes System der Kommunikation innerhalb der Stadtkirche aufzubauen. Der Arbeitstitel, der dem Stiftspropst dazu im Nachgang eingefallen ist:

Der Katholische Nachbar – Die Katholische Nachbarin.

  • Angezielt ist nicht eine flächendeckende Abdeckung des Territoriums der Stadtkirche mit einem Verteilsystem, sondern die Nutzung bestehender nachbarschaftlicher Kontakte für „Grüße von der Pfarrei“.
  • Deswegen Gewinnung von Ehrenamtlichen nur „von Mund zu Mund“, durch persönliche Ansprache, nicht durch Aushang, Aufruf usw.

Mit folgenden Punkten wäre jemand anzusprechen, ob er/sie sich fürs Mitmachen gewinnen ließe:

  1. Du kennst doch ein paar Nachbarn im Haus / im Wohnblock / in der Straße? Vom Sehen, vom freundlichen Grüßen, vom Abgeben des Pakets, vom Schwatz über den Gartenzaun.
  2. Du hast nichts dagegen, wenn diese Leute wissen, dass Du „bei der Kirche aktiv“ bist?
  3. Du bist bereit, Deine Email-Adresse auf eine Liste im Büro setzen zu lassen unter dem Titel „Der katholische Nachbar“ / „Die Katholische Nachbarin“ und ein paar Hausnummern in einem Straßenzug als Dein „Feld“ auf der Landkarte markieren zu lassen?
  4. Dann – bitte – sei dabei! Du bekommst zweimal im Jahr die Nachricht aus dem Büro: „Jetzt ist der neue Pfarrbrief erschienen. Bitte in der Pfarrkirche so viele Exemplare mitnehmen, wie Du brauchst, um sie in Deinem Feld zu verteilen, in den Briefkasten zu werfen (wo Du es für sinnvoll findest) oder persönlich zu übergeben (wo Du es mit Sympathie gern tust).“
  5. Wenn der PGR von Dir hört, dass das gut läuft, könnte es sein, dass Du gefragt wirst, ob Du in Deinem Feld auch mal Geburtstagsgratulationen, Begrüßung Neuzugezogener oder/und Begrüßung Neugeborener übernehmen magst.

Mal sehen, ob das Anklang findet und ob daraus etwas wird.

Baustein Kirchenmusik

Über einige Monate hin wurde das Thema Kirchenmusik intensiv besprochen. Im Stadtkirchenrat wurden ganz offen Fragen und Anliegen gesammelt. In zwei Sitzungen wurde dazu gearbeitet. Als Zuarbeiter und Nacharbeit zu den Sitzungen wurde im pastoralen Team dazu gesprochen. Fazit: Die Kirchenmusik ist ein hoch komplexes, vielseitiges Thema, das alle kirchlich Engagierten angeht und eine Brücke zu den kirchlich Nicht-Engagierten darstellt. Und es weckt Emotionen und geht allen Beteiligten persönlich nahe. Schwierig, daraus ein verbindliches Konzept für die Stadtkirche zu machen.

Zunächst die Bestandsaufnahme, wie die Stadtkirche derzeit kirchenmusikalisch aufgestellt ist (aber schon die hat Lücken).

  • zwei hauptamtliche Kirchenmusikerinnen in Vollzeit; eine Assistenzkraft
  • mehrere Chorformationen, die allerdings mit Nachwuchsmangel kämpfen
  • eine im Aufbau begriffene „Singschule“ mit Angeboten, die nahezu lückenlos alle Altersstufen vom Baby angefangen bis zum Jugendchor umfassen
  • ein Jahresbudget von 25.000 € für Musikerhonorare, Notenmaterial, Werbung, Veranstaltungssupport, Unterstützung von Fahrten usw., in der Verantwortung der Kirchenmusikerinnen
  • Kantorinnen und Kantoren, die in Vorbereitung auf Gottesdienste einzeln geschult werden, aber auch als Ensemble auftreten
  • die gut etablierte und renommierte Orgelmatinee samstags „Viertel vor zwölf“ in der Stiftsbasilika
  • einzelne Konzerte
  • mehrere uns nahestehende Musikgruppen verschiedener Stilarten (teil fest als ehrenamtliche Gruppe in der Stadtkirche, teils selbständige Gruppierungen mit einer Tradition von Partnerschaft)
  • Förderverein „Musica Sacra“ e.V.

„Pastorales Konzept“ heißt, sich über Ziele verständigen, wozu dieses reiche Potential an kirchenmusikalischen Möglichkeiten eingesetzt werden soll. Natürlich hat die Kirchenmusik ihren guten Sinn als Beitrag zur Glaubensfeier (Liturgie), zum Aufbau von Gemeinschaft (Communio), auch als sozialer Dienst (Diakonie – etwa, um auch im Altersheim Menschen teilhaben zu lassen an der Fülle des Lebens). Im Stadtkirchenrat wurde überlegt, was die Kirchenmusik für die Glaubensverkündigung leisten kann.

Hier fanden das Seelsorgeteam und die ehrenamtlichen Mitglieder des Stadtkirchenrats zu durchaus unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen (und damit verbunden: Einstufungen von Elementen als „am ehesten verzichtbar“). Oberste Priorität hat in den Augen der Ehrenamtlichen die musikalische Begleitung und Gestaltung der Sonntagsgottesdienste, der Festgottesdienste (gern mit Chor- und Orchestereinsatz) und der Wortgottesdienste in der Vielfalt der Formen, die in der Stadtkirche besteht. Hintansetzen würden sie Konzerte und CD-Aufnahmen oder den Einsatz bei Trauungen (deren Gestaltung – und Finanzierung! – man bei den Brautpaaren belassen könnte). Die Hauptamtlichen würden das Sparen von Ressourcen damit beginnen, dass Werktagsmessen ohne Organist gefeiert werden können, dass wir uns aus der musikalischen Kooperation mit Institutionen (z.B. Schulen, evtl. auch Altenheimen) zurückziehen, die auch selbst eine musikalische Gestaltung auf die Beine stellen könnten, und dass Taufgottesdienste ohne musikalische Begleitung stattfinden. Für unverzichtbar erachten sie die Pflege der eigenen Gesangsensembles (vor allem Kantoren) und besonderer Aktionen der Stadtkirche, sowie der Beratung und Mitgestaltung der Vorbereitung auf Sakramente (Erstkommunion, Firmung, Trauung). Aus dem Nebeneinander der beiden Arbeitsgruppen entstand die kontrovers diskutierte Frage, wo und wie die Kirchenmusik dazu eingesetzt wird, eine Brücke zu Fernstehenden zu schlagen, nicht nur den „eigenen Leuten“ Freude zu bereiten.

In großer Offenheit soll die Entwicklung der Kirchenmusik, vor allem in der Verantwortung der Musikerinnen selbst, fortgeführt und nach angemessener Frist vom Stadtkirchenrat wieder begutachtet werden.

Nächster Baustein: Kirchenmusik

Mit frischem Schwung und spürbar gewachsener interner Arbeits- und Gesprächskultur ist der Stadtkirchenrat aus dem Klausurtag am 22. April hervorgegangen. Er wendet sich in der nächsten thematischen Sitzung einem enorm großen und wichtigen Baustein im Gefüge der pastoralen Tätigkeit der Stadtkirche zu: der Kirchenmusik.

Der Stadtkirchenrat wird sich in seiner Mitverantwortung für die Führung und Entwicklung der Stadtkirche ein Bild machen, welche Wirkung wir mit der Kirchenmusik erzielen … und erzielen können. Also nicht nur eine Standortbestimmung, was es alles gibt, sondern auch eine Perspektive mit Zielen, wohin wir das Bestehende weiter entwickeln wollen. Selbstverständlich bedeutet die Kirchenmusik für alle Beteiligten, für die Aktiven wie auch für die, die sie nur hören, eine Förderung des persönlichen Glaubens. Ebenso selbstverständlich nützt sie dem Zusammenführen der Menschen, der Gemeinschaftsbildung, der „Communio“, die ja ein wesentliches Element des christlichen Auftrags ist. Aber was heißt das konkret? Wo sind wir schon gut? Wo hätten wir noch Potenzial, um mehr Wirkung zu erzielen? Wo müssen wir uns damit bescheiden, dass wir an Grenzen stoßen? Wo gibt es womöglich auch unnütze, kraftraubende, aber letztlich kontraproduktive Vollzüge? Wie setzen wir die begrenzten Ressourcen an Energie, Herzblut, musikalischem Können, gutem Willen, Zeit und Geld am besten ein? Mit welchem Anspruch und Selbstverständnis, vielleicht auch gläubigem Selbstverständnis gehen unsere Profis an dieses Feld heran? – Aus der Klärung solcher Fragen ergeben sich die Konturen eines pastoralen Konzepts der Kirchenmusik in der Stadtkirche. Vielleicht wird eine Sitzung nicht reichen, um so weit zu kommen. Aber am 21. Juni, 19.00 Uhr, fangen wir damit mal an.

Baustein Seniorenpastoral

Zwei Themen-Sitzungen hat der Stadtkirchenrat für den Baustein „Seniorenpastoral“ verwendet (12.12.2022 und 23.2.2023). Als Referentin war Gemeindereferentin Erika Gandorfer dabei, die im ganzen „Sozialraum“ (damit ist gemeint: nicht nur die kirchlichen Aktionen und Institutionen, sondern alle Menschen, die mit uns Christen gemeinsam von den besonderen Umständen des Altwerdens betroffen sind und etwas entwickeln, um damit gut umzugehen – ein ganz wesentlicher Wechsel der Perspektive für unser seelsorgliches Handeln!) die Seniorenpastoral verantwortet. Außerdem waren die ehrenamtlich Engagierten auf diesem Feld eingeladen.

Das Gespräch hat kein schlüssiges und ausgearbeitetes Konzept erbracht, wie wir uns mit den Kräften und Möglichkeiten der Stadtkirche aufstellen, um den alten Menschen nahe zu sein mit guten Kontakten, mit passenden Formen von Gottesdienst, mit seelsorglichem Rat und echter Hilfe. Zum Glück ist noch einiges da an gut etablierten Formen, wie wir mit Seniorinnen und Senioren in Verbindung stehen: ein regelmäßiger Altennachmittag in Hl. Blut, mancherlei Engagement für die Bewohnerinnen und Bewohner in den fünf Heimen im Bereich der Stadtkirche, die Geburtstagsgratulationen und unüberschaubar viele persönliche Kontakte. Daraus aber einen Baustein für ein pastorales Konzept zu erarbeiten, das die Grenzen unserer Möglichkeiten als Gemeinde ehrlich eingesteht, sich zugleich Ziele setzt, Kompetenzen aufbaut und die vorhandenen Ressourcen an Liebe, Zeit und Geld sinnvoll zum Einsatz bringt, steht noch aus.

Fastenzeit und Ostern 2023

Zum ersten Mal ist wie geplant ein „stadtkirchliches Programm“ für eine Kirchenjahreszeit erstellt worden. Eine Arbeitsgruppe aus St. Peter und Paul, deren Handschrift natürlich erkennbar ist, hat diese Aufgabe im Verlauf von vier intensiven Treffen gemeistert. Eine Sonderausgabe des Kirchenanzeigers für die gesamte Saison „Fastenzeit und Ostern„, der wie üblich in den Kirchen ausliegt und auf den Homepages zum Download verfügbar ist, präsentiert eine Reihe von Gottesdiensten und Veranstaltungen. Sie sind nicht nur aus dem üblichen Programm der Pfarreien, das daneben selbstverständlich weiter läuft, ausgewählt, sondern beinhalten auch eigens entwickelte Ideen. Daraus ergibt sich ein vielfältiges und ausgewogenes Programm von gediegenen geistlichen Elementen, die mit Liebe und Sorgfalt geplant und durchgeführt werden. Es ist der geistliche Weg der Stadtkirche, mit dem wir hoffen, uns für die Gnade Gottes, die in der geprägten Zeit des Kirchenjahrs steckt, zu öffnen. Alle Gläubigen sind herzlich eingeladen, sich punktuell oder kontinuierlich diesem Programm anzuschließen, um ihrerseits einen geistlich fruchtbaren inneren und äußeren Weg durch die österliche Busszeit zu gehen und das Osterfest so zu feiern, dass sie in ihrem Christsein neue Freude und Kraft erfahren.

Stadtkirchliches Programm für eine Kirchenjahreszeit

Folgende Aufgabe hat der Stiftspropst als Leiter der Stadtkirche gestellt: Für eine Kirchenjahreszeit, konkret die kommende Fastenzeit und das Osterfest bis zum Weißen Sonntag, soll ein „stadtkirchliches Programm“ erarbeitet werden, natürlich auf der Basis des Besten, was jetzt schon gepflogen wird, aber auch mit Neuem, jedenfalls mit einem roten Faden. Leitfrage soll sein: Mit welchem Programm würden wir gern an die Öffentlichkeit gehen, um einzuladen, als Christ intensiv und geistlich fruchtbar diese Zeit im Kirchenjahr mitzufeiern?

Im Hintergrund steht die Vision von der künftigen Gestalt der Stadtkirche, die um zwei Pole kreist: zum Einen die vollständige Liturgie an der Stiftsbasilika, die sich an die breite, eher anonyme Öffentlichkeit der Stadt und darüber hinaus richtet und zur Mitfeier ohne sonderliche Beteiligung einlädt (was nicht heißt, dass wir dafür nicht weiterhin eine Menge ehrenamtlichen Engagements brauchen!). Und zum Zweiten ein aktives Gemeindeleben, das die Vielfalt der anderen Kirchen und der pfarrlichen Traditionen weiterführt, aber auch leistbar sein muss. An diesem Pol dürfte es aussichtsreicher sein, sich eine Gestaltung zu überlegen und etwas zu entwerfen, wovon wir überzeugt sind, als alles Bisherige einfach weiter zu führen, solange die personellen Ressourcen es hergeben, bis dort, wo wir am schwächsten sind, Lücken aufreißen (oder in pfarrlicher Gleichberechtigung möglichst überall gleichzeitig).

Um so einen Gestaltungsentwurf bemüht sich derzeit eine Arbeitsgruppe aus Ehrenamtlichen, die in Liturgie und Gemeindeleben in St. Peter und Paul engagiert sind. Für künftige Projekte darf es reihum gehen, dass eine Gruppe aus einer einzelnen Pfarrei die Gestaltungshoheit bekommt. Dieses geistliche Programm  (oder wenigstens Bausteine dafür) darf ruhig die Handschrift und den besonderen Ortsbezug zu einer Pfarrei aufweisen. Die Anforderung ist aber tatsächlich: Es ist das Programm der Stadtkirche. Diesem Programm werden dann die vollen personellen (auch räumlichen und finanziellen) Ressourcen der Stadtkirche zufließen, während alles andere, was halt weiter gepflogen wird wie bisher, unter dem Vorbehalt steht: „solang der Vorrat reicht“. Es ist ein Experiment. Sie dazu auch den Artikel des Stiftspropts in der Weihnachtsausgabe der „Brücke“ unter dem Titel „Gartenschere oder Rasenmäher“. Der Stadtkirchenrat wird über das Ergebnis befinden.

Themensitzungen Stadtkirchenrat

Der Stadtkirchenrat hat in der laufenden Sitzungsperiode inzwischen seinen Rhythmus gefunden. Es war eine Idee des zweiten Vorsitzenden Sebastian Heinze, sich monatlich zu treffen und dabei abwechselnd mit regulärer Tagesordnung und mit einem Spezialthema zu tagen (und zwar nie länger als zwei Stunden). Das hat sich inzwischen eingespielt und läuft sehr effektiv.

Die erste thematische Sitzung des Stadtkirchenrats am 18.10.2022 befasste sich mit dem Thema „Wortgottesdienste“. Dazu waren die Wortgottesdienstleiter eingeladen. Stiftspropst Baur feierte mit ihnen einen kleinen Wortgottesdienst im Pfarrsaal St. Martin. Das Thema Wortgottesdienste im Gefüge des ganzen gottesdienstlichen Lebens der Stadtkirche, Gestaltungsspielräume für Wortgottesdienste, Wertschätzung und laufende Weiterqualifizierung der Wortgottesdienstleiterinnen und -leiter wurde dann ausgiebig besprochen. Die seit langem gewünschte Positionierung des Stiftspropst als Leiter der Stadtkirche ist im Protokoll der Sitzung festgehalten. Daraus ergibt sich nichts, wo etwas grundsätzlich reformiert oder geändert werden müsste gegenüber der bisherigen Vielfalt an Wortgottesfeiern. Alle, die auf dem Feld engagiert sind, haben nun aber eine verlässliche Basis und einen verlässlichen Rahmen, so dass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Damit wäre ein Baustein gewonnen für das Pastoralkonzept insgesamt.

Den nächsten Baustein kann der Stadtkirchenrat bei der nächsten thematischen Sitzung erarbeiten, wenn am 12.12.2022 zur „Seniorenpastoral“ gearbeitet wird. Referentin ist Frau Erika Gandorfer, im hiesigen Seelsorgeraum zuständig für die Seniorenpastoral. Eingeladen werden dazu auch alle Ehrenamtlichen, die in den Heimen, in Seniorenkreisen, in Besuchsdiensten oder sonstwie mit den Senioren der Stadtkirche befasst sind.

Auf diese Weise sind wir weiterhin auf dem „Weg des pastoralen Konzepts“, für das es dann nur noch eine geeignete Weise der laufenden Verschriftlichung und Präsentation braucht.

Lebendige Zellen

Auf der Klausurtagung des Stadtkirchenrats, wo ein Großteil der Kerngruppe anwesend war, fiel das Stichwort „Vision und Mission“. Nach verschiedenen Einzelthemen (Taufpastoral, Gottesdienstordnung), von denen es noch viele gibt, sei es an der Zeit, den großen Rahmen abzustecken: Vision und Mission.

Für die „Denkpause“ in der Zeit, bis wir nach der Corona-Winter-Pause wieder ein Treffen der Kerngruppe in Präsenz ins Auge fassen, gebe ich folgenden Impuls, was die Vision der Stadtkirche sein könnte.

Warum ist 7 eine heilige Zahl? Vielleicht ist es ein wenig Wald-und-Wiesen-Psychologie, aber mir leuchtet es ein: Jeder Mensch vereint in sich sieben Persönlichkeiten, sich selbst, Vater und Mutter und die beiden Großelternpaare: sieben Menschen. Als soziales Wesen ist für den Menschen daher eine Gruppe von etwa 7 Personen ideal. Das entspricht auch dem sprichwörtlichen Rat für Tischgesellschaften: „Versammle Menschen an deinem Tisch, mehr als die Parzen, aber weniger als die Musen.“ Also mehr als die 3 Parzen und weniger als die 9 Musen. Wir kommen auf die gleiche Größenordnung. Das ist uralte Lebensweisheit.

Nun die Frage: Wie viele, nämlich welche Gruppen dieser Größe existieren in unserer Stadtkirche? Das sind die kraftspendenden, vitalen, identitätsstiftenden Urzellen, aus denen und in denen die Kirche lebt. Alle anderen Strukturen kosten mehr Kraft und verbrauchen mehr Ressourcen, als sie abgeben. Die Stadtkirche wäre dann die Vernetzung von solchen Gruppen. (FJB)