Neustart der Gruppe

In neuer Besetzung hat sich die „Kerngruppe“ für den Weg des pastoralen Konzepts (nach längerer Corona-Pause und immer noch nur per Video-Konferenz) am 1.3.2021 wieder einmal getroffen. Jetzt sind dabei: Stiftspropst Franz Joseph Baur, Rita Faltermeier, Andreas Bauer, Brigitte Kratzer, Oskar Hallensleben, Alexander Zoglauer, Sebastian Heinze, Jakub Badora und – mit der besonderen Expertise des Blicks halb von außen – der Leiter der Kath. Jugendstelle, Martin Härtl.

Der Außenblick tut gut, das ist auch die Überschrift im Routenplaner des Erzbistums für die dritte Etappe des Pastoralen Wegs: „Einblicke – Ausblicke – Blickwechsel. Den Sozialraum wahrnehmen“. Das Erzbistum hat uns Daten zum Sozialraum der Stadtkirche zur Verfügung gestellt. Sebastian Heinze, Student der Volkswirtschaft, ist mit so etwas vertraut. Er wird sich anschauen, was wir mit diesem statistischen Material womöglich anfangen können. Die anderen gehen qualitativ heran und greifen die Taufpastoral heraus, um daran zu überlegen: Für wen sind wir da? Was bedeutet es, in guter Weise da zu sein und einen echten Dienst zu leisten? Wie baut sich an dem Punkt die Kirche auf? „Taufe“, das hat den Vorteil, dass wir es da mit Menschen zu tun bekommen, die nicht zur aktiven Kerngemeinde gehören. Das ist interessant. Der Kontakt ist dabei direkt und persönlich, und diese Qualität von Kontakt ist für den Glauben und das Kirchesein wertvoll, vielleicht sogar entscheidend. Und wir knüpfen dabei an einem Sakrament an, so dass das, was dabei geschieht, geistliche und theologische Qualität hat. An diesem Baustein oder Werkstück arbeiten wir weiter. Das kann sehr schnell sehr praktisch werden, wenn man an den „Personalplan“ des Erzbistums denkt, der für 2030 nur noch einen Priester in der Stadtkirche vorsieht.

Es ist gar nicht so leicht, den Blick nach außen zu wenden. Die Überlegungen führten sehr schnell auf den Punkt, dass wir selbst zwar „gefirmt“ sind, aber über weite Strecken nicht „firm“ genug, um über den Glauben zu sprechen, um sowohl fundiert als auch in persönlicher Verantwortung Elemente des Glaubenswissens, der Bibel und der geistlichen Ordnung der Kirche ins Gespräch einzubringen. Der Blick in die Gesellschaft lässt ein weitere Verdunsten des Glaubenswissens erwarten.

Was auch erst ansatzweise bedacht wurde, das sind Partnerschaften. Auf die Art und Weise sind wir Christ in der pluralen Gesellschaft. In welchen Vereinen und Aktivitäten (Sport, Musik, Kultur, Politik, Beruf, Dienstleistungen, Geselligkeiten) sind „wir“ unterwegs? Dort gibt es Bande von Bekanntschaft und Interessengemeinschaft, die sich vielleicht auch als Bekanntschaft mit der Kirche und als Interesse am religiösen Leben weiterentwickeln lassen. In allen kirchlichen Angeboten, ob niederschwellig, wie das LUX, oder zentral und tiefgehend, wie die Sonntagsmesse – letztlich sind es „wir selbst“ als personales Angebot, worin die Chance besteht, dass daraus ein „pastorales“ Angebot wird, sprich: dass jemand im Auftrag des Guten Hirten, Christus, für jemand anderen da ist.

Zwischenschritt

Für Monate waren der „Weg des pastoralen Konzepts“ durch Corona ziemlich ausgebremst, aber nicht nur durch Corona. Beim (Online-)Treffen der Kerngruppe am 10.11.2020 wurde klar: Die Dynamik ist weg. Für das Weitere legt die Kerngruppe dem Stadtkirchenrat folgende drei Punkte vor:

Wir heben uns die schönen Bausteine, die Mitteilung, worin jeweils die anderen Pfarreien besondere Werte in der einzelnen Pfarrei sehen, und die Wahrnehmung der Potentiale vieler, die sich engagieren, (gedacht ist nach wie vor an Interviews) auf, bis die persönliche Begegnung und passende Veranstaltungen wieder möglich sind.

Wir bemerken, dass für uns selbst der Begriff „Weg des pastoralen Konzepts“ sperrig und nicht gerade motivierend ist. Solange wir das als etwas sehen, was von außen auferlegt ist, was wir „müssen“, was uns nur unlösbare Probleme macht (z.B. dass wir nie alle motiviert bekommen, daran mit zu wirken), sind wir als Kerngruppe gelähmt. Also reden wir anders, mit unseren Worten: Wo wollen wir stehen in 10 Jahren? Wie soll es sein in der Stadtkirche, damit es sich lohnt, sich für sie einzusetzen? Siehe da, schnell kamen wieder Energie und visionäre Kraft auf.

Wir sehen uns als Kerngruppe in der jetzigen personellen Besetzung nicht ausreichend kompetent, um den Prozess voran zu bringen und zu steuern. Wir hoffen daher, aus den Pfarreien St. Martin und St. Peter und Paul jemand zu finden, der oder die mitwirkt. Ausserdem wollen wir die Jugendstelle mit ins Boot holen.

Update 17.11.2020: Aus dem Stadtkirchenrat stoßen zwei Köpfe neu zur Kerngruppe hinzu: Sebastian Heinze (St. Peter und Paul) und Alexander Zoglauer (St. Martin).

2. Etappe: „… und aufbrechen“

Die Kerngruppe braucht, um auf dem „Weg des pastoralen Konzepts“ voran zu kommen, ein Gefühl und handfeste Informationen zu den Potentialen, die wir in der Stadtkirche haben. Denn dort, wo schon einige Menschen zusammen sind, und mit Herzblut eine bestimmte Sache betreiben, da besteht die Chance, dass noch andere dazu kommen und mitziehen.

Angedacht ist dazu folgendes Verfahren: Einzelne PGR-Mitglieder gehen auf Gruppen zu, und zwar auf Gruppen, mit denen sie keine eigenen Interessen verfolgen und ihr „eigenes Süppchen kochen“. Es soll ein neuer, lebendiger Austausch werden mit interessiertem Nachfragen und ehrlichem Zuhören: „Warum bist du hier? Was motiviert dich? Wofür setzt du dich ein, weil’s dir etwas wert ist?“ Und dann auch: „Was bremst dich? Was frustriert dich? Woran hakt es bei dem, was du da tust?“ Auf diese Weise sollen die Potentiale und die Charismen gesichtet werden, die wir bei uns haben. Sicher lässt sich auch das ein oder andere kleine Problem nebenher damit lösen, dass man einmal deutlich aufwirft und ins Gespräch bringt. Aber der Fokus liegt auf den Potentialen.

Erst sehr ungefähr haben wir eine Vorstellung davon, wie wir diese Potentiale zusammen tragen, wohl mit einem sehr offenen und breiten Resonanzforum, zu dem die PGR-Mitglieder eingeladen werden. Vielleicht ist das der nächste Klausurtag der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen, den es in letzter Zeit schon jährlich gegeben hat. Sicher wird dann auch manches zu Tage treten, was nicht das große Zukunftspotential hat, sondern über kurz oder lang auf der Strecke bleibt und nur noch so lange betrieben wird, als sich „Liebhaber“ dafür finden, die es. Aber anderes wird sich zeigen, in dem der Keim zum neuen Aufblühen steckt.

Aber Geduld … Der „Weg des pastoralen Konzepts“ hat sieben Etappen. Irgendwann kommt auch noch der kritische Blick der Sozialraumanalyse ins Spiel: Wer lebt eigentlich hier bei uns? Was bietet ihnen die Stadtkirche? Und was (noch) nicht? Und irgendwann kommen mögliche Partner und Freunde in den Blick. Wir können und müssen nicht alles selbst machen. Zuerst aber: Aufbrechen! Mit dem Gespür und Wissen über die eigenen Potentiale.

2. Etappe: „Den Aufbruch vorbereiten …“

In die Erfahrung, wie in der Kerngruppe übereinander gesprochen wurde, soll jetzt der Stadtkirchenrat einbezogen werden. Es war ein Perspektivwechsel, der sich richtig gut anfühlte: „… nicht dass ich respektiert werde, sondern dass ich respektiere“, um es in Anlehnung an ein berühmtes Gebet (GL 19,4) zu formulieren. Die Vertreter einer Pfarrei haben einmal nicht gesagt, was ihnen in ihrer Tradition wichtig ist, was an ihrer Pfarrei besonders ist, wofür sie Respekt und Wertschätzung einfordern, was unbedingt erhalten werden muss, sondern was sie an der anderen Pfarrei wahrnehmen und schätzen. Man durfte das hören und annehmen und sich freuen, dass etwas im Blick von außen gewürdigt wird.

So wollen wir es – das wurde beim Treffen der Kerngruppe am 13.3.2020 festgelegt – auch in der nächsten Sitzung des Stadtkirchenrats am 5.5.2020 halten. Alle einzelnen Pfarrgemeinderäte sind eingeladen, über jede von den anderen drei Pfarreien drei Dinge zusammen zu tragen, die man dort als besondere Errungenschaft oder als attraktive und gut laufende Veranstaltung oder als wirklich christlichen Geist kennen und schätzen gelernt hat. Das soll dann noch nicht vorzeitig (etwa über den Austausch von PGR-Protokollen) verraten, sondern auf der Sitzung des Stadtkirchenrats vorgetragen werden. So werden die Vertreter jeder einzelnen Pfarrei dreimal drei Komplimente hören dürfen … fast so, als würden sie klassischen „neun Chöre der Engel“ singen hören. Und als Stadtkirche haben wir dann 36 Bausteine auf dem Tisch, die jedenfalls zu einer motivierenden und attraktiven Zukunftsvision unserer Kirche vor Ort dazu gehören.

1. Etappe: Biblische Bilder

1.2.2020. – Die (nicht ganz vollständige) Kerngruppe traf sich in der Krypta St. Jodok zu einem intensiven Bibelgespräch. Mehrere Texte wurden vorgeschlagen, die alle ein geistliches Fundament für den Weg des Pastoralkonzepts bieten hätten können:
Die wunderbare Brotvermehrung – das einzige Wunder Jesu, von dem alle vier Evangelisten erzählen (z.B. Joh 6,1-15). Viele Anknüpfungspunkte zum Weg des Pastoralkonzepts tauchten auf: der Mangel an Ressourcen; die Unmöglichkeit einer rein organisatorischen Lösung durch die Führungsverantwortlichen; der Beitrag des kleinen Jungen, seine Großzügigkeit, das Seine zur Verfügung zu stellen; die Hoffnung, dass Jesus dafür sorgt, dass es an nichts fehlt …
Oder das neue Gebot der Liebe (Joh 13,33-35), das entscheidende Kriterium von Christlichkeit und Kirchlichkeit: „Liebt einander!“ und das Alleingelassensein von Jesus, das aber nur weiter führt zur Sendung des Beistands, des Hl. Geistes … auch das wäre gut möglich gewesen. Ähnlich die Bergpredigt mit dem Wort vom Salz und vom Licht.
Sodann der Auszug aus Ägypten, der Weg ins gelobte Land (Buch Exodus) mit all seinen Geschichten im Detail, dem Bekanntwerden mit Gott, der nachträglichen Verklärung der „Fleischtöpfe Ägyptens“, dem Finden der Weisungen und Gebote unterwegs, der Einübung in die Freiheit, mit der Stimme der Frau, Miriam, die das Lied von der Rettung singt … daran wäre die Betonung des langen Wegs passend gewesen.
Schließlich entschied sich die Kerngruppe für die Ostergeschichte von den Emmausjüngern (Lk 24,13-35): auch ein Weg, auf dem sich die Sicht der Dinge und der Glaube erneuert; auf dem Traurigkeit und die Blockade durch das Festhalten an irrealen Hoffnungen ihren Platz haben; wo Frauen einen wesentlichen Impuls geben; wo der Herr in unerkannter Weise mit unterwegs ist und zuletzt im Brechen des Brotes, in der Eucharistie, erkannt wird, so dass die Kraft zu einem neuen Aufbruch da ist. Darin fand die Kerngruppe die reichhaltigsten Anknüpfungspunkte und das hoffnungsvollste Muster für den Weg des Pastoralkonzepts. Mit der Emmausgeschichte startet unser Weg des Pastoralkonzepts!

Kerngruppe Pastoralkonzept

15.01.2020 – Der Stadtkirchenrat beschließt, den Weg des Pastoralkonzepts mit der (offenen) Kerngruppe Baur – Faltermeier – Kratzer – Bauer – Eder – Hallensleben zu beginnen und sich dabei eng an die Vorschläge des Erzbistums zu halten, die den Weg mit „Vernetzungstreffen“ mit anderen Pfarrverbänden über zwei Jahre hin begleitet.

Erste Etappe: „Die geistlichen Kräfte aktivieren – mit der Bibel im Gespräch“. Zu diesem geistlichen Start trifft sich die Kerngruppe am 1.2.2020 in der Krypta von St. Jodok, räumlich sozusagen die tiefste historische Wurzel unserer Stadtkirche.