Über einige Monate hin wurde das Thema Kirchenmusik intensiv besprochen. Im Stadtkirchenrat wurden ganz offen Fragen und Anliegen gesammelt. In zwei Sitzungen wurde dazu gearbeitet. Als Zuarbeiter und Nacharbeit zu den Sitzungen wurde im pastoralen Team dazu gesprochen. Fazit: Die Kirchenmusik ist ein hoch komplexes, vielseitiges Thema, das alle kirchlich Engagierten angeht und eine Brücke zu den kirchlich Nicht-Engagierten darstellt. Und es weckt Emotionen und geht allen Beteiligten persönlich nahe. Schwierig, daraus ein verbindliches Konzept für die Stadtkirche zu machen.
Zunächst die Bestandsaufnahme, wie die Stadtkirche derzeit kirchenmusikalisch aufgestellt ist (aber schon die hat Lücken).
- zwei hauptamtliche Kirchenmusikerinnen in Vollzeit; eine Assistenzkraft
- mehrere Chorformationen, die allerdings mit Nachwuchsmangel kämpfen
- eine im Aufbau begriffene „Singschule“ mit Angeboten, die nahezu lückenlos alle Altersstufen vom Baby angefangen bis zum Jugendchor umfassen
- ein Jahresbudget von 25.000 € für Musikerhonorare, Notenmaterial, Werbung, Veranstaltungssupport, Unterstützung von Fahrten usw., in der Verantwortung der Kirchenmusikerinnen
- Kantorinnen und Kantoren, die in Vorbereitung auf Gottesdienste einzeln geschult werden, aber auch als Ensemble auftreten
- die gut etablierte und renommierte Orgelmatinee samstags „Viertel vor zwölf“ in der Stiftsbasilika
- einzelne Konzerte
- mehrere uns nahestehende Musikgruppen verschiedener Stilarten (teil fest als ehrenamtliche Gruppe in der Stadtkirche, teils selbständige Gruppierungen mit einer Tradition von Partnerschaft)
- Förderverein „Musica Sacra“ e.V.
„Pastorales Konzept“ heißt, sich über Ziele verständigen, wozu dieses reiche Potential an kirchenmusikalischen Möglichkeiten eingesetzt werden soll. Natürlich hat die Kirchenmusik ihren guten Sinn als Beitrag zur Glaubensfeier (Liturgie), zum Aufbau von Gemeinschaft (Communio), auch als sozialer Dienst (Diakonie – etwa, um auch im Altersheim Menschen teilhaben zu lassen an der Fülle des Lebens). Im Stadtkirchenrat wurde überlegt, was die Kirchenmusik für die Glaubensverkündigung leisten kann.
Hier fanden das Seelsorgeteam und die ehrenamtlichen Mitglieder des Stadtkirchenrats zu durchaus unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen (und damit verbunden: Einstufungen von Elementen als „am ehesten verzichtbar“). Oberste Priorität hat in den Augen der Ehrenamtlichen die musikalische Begleitung und Gestaltung der Sonntagsgottesdienste, der Festgottesdienste (gern mit Chor- und Orchestereinsatz) und der Wortgottesdienste in der Vielfalt der Formen, die in der Stadtkirche besteht. Hintansetzen würden sie Konzerte und CD-Aufnahmen oder den Einsatz bei Trauungen (deren Gestaltung – und Finanzierung! – man bei den Brautpaaren belassen könnte). Die Hauptamtlichen würden das Sparen von Ressourcen damit beginnen, dass Werktagsmessen ohne Organist gefeiert werden können, dass wir uns aus der musikalischen Kooperation mit Institutionen (z.B. Schulen, evtl. auch Altenheimen) zurückziehen, die auch selbst eine musikalische Gestaltung auf die Beine stellen könnten, und dass Taufgottesdienste ohne musikalische Begleitung stattfinden. Für unverzichtbar erachten sie die Pflege der eigenen Gesangsensembles (vor allem Kantoren) und besonderer Aktionen der Stadtkirche, sowie der Beratung und Mitgestaltung der Vorbereitung auf Sakramente (Erstkommunion, Firmung, Trauung). Aus dem Nebeneinander der beiden Arbeitsgruppen entstand die kontrovers diskutierte Frage, wo und wie die Kirchenmusik dazu eingesetzt wird, eine Brücke zu Fernstehenden zu schlagen, nicht nur den „eigenen Leuten“ Freude zu bereiten.
In großer Offenheit soll die Entwicklung der Kirchenmusik, vor allem in der Verantwortung der Musikerinnen selbst, fortgeführt und nach angemessener Frist vom Stadtkirchenrat wieder begutachtet werden.