Nach einer Woche Corona-Stillstand

Mich drängt es, zu kommunizieren mit Ihnen, mit den Angehörigen der Pfarrei, mit allen, die uns als Besucher der Homepage verbunden sind. Darum möchte ich hier eine erste kleine Wahrnehmung veröffentlichen, wie ich es empfinde nach der ersten Woche „Corona-Stillstand“. Und ich freue mich, wenn ich von manchen oder von vielen per Mail erfahre, wie es Ihnen geht und was Ihnen im Kopf herum geht in dieser besonderen Situation.

Aber das ist schon das erste: Was für eine umständliche, unkommunikative Weise, wie wir die elektronischen Medien nutzen! Für so einen Austausch und für diese Art, in Kontakt zu bleiben, gäbe es schon die passenden Formate, das Bloggen, den Podcast, die Gruppen auf Whatsapp und Facebook und vieles andere mehr. Für die Verbundenheit als gottesdienstliche Gemeinschaft gäbe es die Möglichkeit des live streams. Siehe da, so erfuhr ich aus einem Telefonat mit einem Freund bei den Methodisten: Freikirchen sind da viel weiter als wir. Sie sind längst angekommen im digitalen Zeitalter. Sie haben auch einen größeren Einzugsbereich als wir mit unseren Pfarreien oder mit der Stadtkirche und wissen schon lang, wie man über Distanzen und Hürden für die persönliche Begegnung hinweg Kontakt hält. Immerhin, auf Bistumsebene gibt es solche Formen der Kommunikation. Und, was mir auffällt und was ich großartig finde: Der Kreis der Anbeter, die regelmäßig donnerstags in St. Sebastian zusammenkommt, entfaltet jetzt, wo diese Gebetsstunde nicht mehr stattfinden kann, eine enorme Kommunikation per Whatsapp. Was da alles an Tipps und Hinweisen, an persönlichen Grüßen, Bitten und Dank ausgetauscht wird – beachtlich! Ja, die, deren Spiritualität so tief mit dem eucharistischen Sakrament verknüpft ist, sind zugleich die fortschrittlichsten und innovativsten in unserer Stadtkirche, was die Kommunikation in Zeiten des Corona-Stillstands betrifft. Ich lerne daraus für die künftige Entwicklung der Stadtkirche …

Ich will Sie aufmerksam machen auf einen bemerkenswerten Artikel des Zukunftsforschers Matthias Horx. Sie finden ihn auf seiner Homepage: www.zukunftsinstitut.de unter dem Titel „Im Rausch des Positiven: Die Welt nach Corona.“ Die ganze Gesellschaft, die jetzt zu einer einschneidenden Veränderung des Verhaltens, auch des Wirtschaftens, gezwungen ist, lernt Neues und verändert sich … wohl zum Bessern. Sein Fazit: „Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. … Aber sie kann sich neu erfinden.“

Ich pflichte dem unumwunden bei. Wenn das nicht ein wirklich fastenzeitliches und österliches Geschehen ist! Und tatsächlich erlebe ich es so: Was für eine Befreiung vom Aktivismus! Was für ein Freiraum für die Konzentration auf Wesentliches und auf Werte weit abseits davon, überall dabei sein zu müssen, von einer attraktiven Veranstaltung zur nächsten zu hetzen, sich gegenseitig zu überbieten im Versuch, sich Aufmerksamkeit zu sichern und sich Geltung zu verschaffen! Ich rechne fest damit, dass bereits zu Ostern kräftig etwas zu spüren sein wird von einem  gottgeschenkten, frei gegebenen neuen Lebensstil. Wir werden nicht alles nachholen, was jetzt ausfällt. Wir werden gelernt haben, was es wert ist, zu tun, und was man auch gut lassen kann.