Fronleichnam – ein großes Fest des Glaubens. Alle nähren sich vom gleichen schlichten Brot des Himmels. Aber wie bunt, vielfältig, facettenreich ist die Gemeinde, die daraus entsteht … eine Schau! Das schauen wir uns bei den Prozessionen an. Ob wir in unseren Reihen wohl annähernd die Vielfalt hinbekommen, die Lothar Zenetti als Meisterwerk Gottes beschreibt? Ein herrlicher Text:
Ich glaube, dass er ein Künstler ist
(von Lothar Zenetti)
Ich glaube an Gott, und ich glaube, hört ihr,
dass er ein Künstler ist, ein Erfinder:
Unbegrenzt sind seine Ideen. Alles ist neu,
was er macht, und aus erster Hand. Schön ist es,
vielgestaltig und aller Bewunderung würdig.
Der unendliche Kosmos, die Ordnung der Sterne,
das ist sein Plan. Wolken denkt er sich aus
und die Morgenröte, die Berge ließ er entstehen,
und sieh diesen Baum: jeder Zweig, jedes Blatt
ist seine Erfindung, und ebenso formt er
Eidechsen, Fische und Schmetterlinge.
Er gleicht nicht dem Bild, das ihr euch
zurechtdenkt, euren Begriffen und Definitionen.
So wie ihr ihn beschreibt, hätte er niemals
so eine Welt voller Wunder erschaffen
und kaum mehr als eine Sorte von Menschen:
alle kämen sie mit genormten Köpfen daher
und denselben Nasen. Nie und nimmer gäbe es
dieses seltsame Durcheinander von Dichtern,
Schönheitsköniginnen, Kellnern und Kirchenvätern,
von Steuerprüfern, Rockfans und Radrennfahrern,
dazu noch die Großmütter und Musikanten.
Etwas von allem muss in ihm sein.
Er ist ein Hirte, glaubt mir, ein Liebhaber,
Vater und Mutter, ein Kinderspiel. Einer der zaubern
kann und verzaubern, er ist ein großer Indianer.
Geheimnis lautet sein Name, und immer der Andere,
hoch über allem, was ist, und allem voraus,
der Anfang, der Atem, der alles hervorbringt,
und seine Kraft ist spürbar in allem.
Er wirkt die Vollendung, nach der wir uns sehnen.
Im Sturmwind und Feuer, so ist er erschienen,
er wohnt in der Wolke, im Wort, in der Stille.
Er sät seine Hoffnung unter den Armen.
Im Herzen der Liebenden ist er, inmitten
der Welt, und gepriesen sei sein herrlicher Name!