Tauferneuerung im Alltag

Auf den folgenden Text bin ich gestoßen, als ich an einem Regentag während des Skiurlaubs die Kathedrale von Feldkirch (Vorarlberg) besucht habe. Dort lag er auf:

Tauferneuerung im Alltag

Ich widersage
einem destruktiven Gedanken.
Ich glaube an Gott,
der stark ist und siegt.

Ich widersage
einer Versuchung.
Ich glaube an Gott,
der mein Verlangen stillt.

Ich widersage
einem Vergleichen.
Ich glaube an Gott,
der mich wunderbar geschaffen hat.

Ich widersage
einem abwertenden Gedanken.
Ich glaube an Gott,
der alle Menschen liebt.

Ich widersage
einer lieblosen Bemerkung.
Ich glaube an Gott,
der nur Liebe ist.

Ich widersage
einem unerfüllten Wunsch.
Ich glaube an Gott,
der alles gibt, was ich brauche.

Ich widersage
dem Selbstmitleid.
Ich glaube an Gott,
der mitfühlt und mitleidet.

Sieben Punkte zum „Verzicht“

Vor einigen Jahren war in der Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins ein Artikel über den „Verzicht“ im Bergsport zu lesen – von ganz unvermuteter Seite her ein Beitrag zum geistlichen Programm der Fastenzeit. Hier die sieben Punkte, die sich der alpine Sportler zu Herzen nimmt, und die wir in gegenseitiger Verbundenheit genau auch für unser christliches Leben beherzigen können:

1. Verzicht geht.
Jedenfalls hat das die Corona-Zeit gelehrt. Wenn es sonst hieß: „Geht doch nicht ohne!“ und „Da macht doch keiner mit!“ – siehe da, mit all den Auflagen: Es ist gegangen!

2. Verzicht ist notwendig.
Gerade Bergsteiger wissen gut einzuschätzen, wann etwas einfach nicht mehr drin ist, wenn das Wetter, die Kräfte, die Ausrüstung, die Zeit es nicht mehr zulässen, einen Gipfel noch mitzunehmen. Es gilt, mit gutem Gefühl, aus Überzeugung, eine gute Entscheidung für den Verzicht zu treffen.

3. Verzicht tut weh.
Psychologische Studien belegen, dass schon der Gedanke, auf etwas verzichten zu müssen, das persönliche Glücksempfinden stärker runter zieht, als ein doppelt so großer Gewinn Freude und Lust bereiten würde. Das muss man sich bewusst machen. Aber alles, was weh tut, verbindet uns mit dem „Mann der Schmerzen“, dem Herrn Jesus Christus, der das Kreuz auf sich genommen hat.

4. Verzicht tut nicht nur weh, sondern tut auch gut.
Man hat emotional etwas davon, wenn man sich selber dafür auf die Schulter klopfen kann, dass man den Vorsatz eingehalten hat. Es ist ein  Freiheitserlebnis, zu spüren, dass die alte Gewohnheit keine unüberwindliche Macht darstellt.

5. Verzicht ist guter Stil.
Bergsteiger verzichten auf gewisse Bequemlichkeiten: auf die Seilbahn, auf Luxus bei der Hüttenübernachtung, bis hin – die Extrembergsteiger – auf Trägerkolonnen, auf Sauerstoffflaschen … Da gibt es ein Bewusstsein für die Qualität im „Wie“, nicht nur für die Quantität, „was“ alles man an Höhenmeter und Gipfeln geschafft hat. Christsein in der Gefolgschaft Jesu ist einfach auch guter Stil.

6. Verzicht ist lernbar.
„Verzicht üben“, heißt die Redewendung. Ja, man muss lernen und üben: also mit kleinen Dingen anfangen, sich steigern, den Fortschritt überprüfen.  Nicht gleich radikal alles anders machen wollen als zuvor, sondern kleine Verhaltensmuster einüben, Tag für Tag.

7. Verzicht ist mein kleiner Beitrag zu dem, was im Großen, global, von der Politik und von der Menschheit gefordert wird.
Dass der Raubbau in unserem Lebensstil so nicht weiter gehen kann, ist uns allen klar. Und natürlich bringt es nichts, wenn ich allein mir etwas versage – umso bequemer leisten es sich die anderen dann. Natürlich müssen es Maßnahmen im Weltmaßstab sein, die die Erde als gemeinsames Haus, als Lebensraum bewahren. Aber mit meinem kleinen Verzicht bin ich doch an der großen Wende zum Besseren beteiligt.

Überm Jahresanfang –

Überm Jahresanfang  – ein Lied

Das neue Jahr hat noch nichts falsch gemacht.
Es läuft die Zeit mit uns, es fällt der Schnee.
Darin die Spur, die ich noch lange seh:
der Himmel wurde auf die Welt gebracht.

Überm Jahresanfang hängt der Zauber der geweihten Nacht.
Dass doch immer etwas geht, das hat ein Stern uns zugelacht.

Gott hat das alles einmal mitgemacht
für tausendsiebenhundert Montage
für echtes Glück und jede Notlage
und manchmal wirklich eine lange Nacht.

Überm Jahresanfang hängt der Zauber der geweihten Nacht.
Dass doch immer etwas geht, das hat ein Stern uns zugelacht.

Der Stern hat Weise auf den Weg gebracht.
Nach sieben Studiengängen ungefähr warn sie wie Könige von Osten her
und hätten Gott doch nie so gedacht.

Überm Jahresanfang hängt der Zauber der geweihten Nacht.
Dass doch immer etwas geht, das hat ein Stern uns zugelacht.

Stephanie Schwenkenbecher

Heute – in der Heiligen Nacht

Heute

Heute kommt Gott mich besuchen

Gott sucht mich
und ich lasse mich finden
wie ich bin und nicht bin.

Heute strahlt auf
dieses unfassbare Licht,
das auch meine Finsternis erhellt
und mich zum Staunen bringt

über Gottes Größe
so klein in der Krippe.

Es weist mir
den Weg zum Frieden.
Ich wage ihn zu begehen,
denn wenn Gott
mich
besucht und sucht,
bin ich

erleuchtet
begleitet
gesegnet

in dieser Heiligen Nacht.

Peter Maria Burger, Bibelwerk Linz

„Adventlich leben“

Adventlich leben,
um bereit zu sein für das,
was manchmal so überraschend in unser Leben tritt,
was uns anrührt und bewegt,
was uns angeht und persönlich meint.

Adventlich leben,
um hellwach zu sein für das,
was es neu zu erkennen gilt in dieser Zeit
der seltenen oder verloren gegangenen Visionen,
die aber Gottes Zeit mit uns und für uns ist.

Adventlich leben,
um ganz Ohr zu sein für jene,
die uns von ihrem Kummer und ihrer Mühsal
ihrer Hoffnung und ihren Nöten, ihrer Sehnsucht
und ihrer Enttäuschung erzählen wollen.

Adventlich leben,
um ganz da zu sein für den,
der neu ankommen will in mir persönlich,
als menschenfreundlicher Gott,
als vertrauenswürdiger und liebevoller Freund.

Adventlich leben,
um wartend zu wachen
und wachsam zu warten auf den,
der sich mir neu zuwenden will,
im Geheimnis seiner Menschwerdung.

(Paul Weismantel)

Erntedank

Danken:
Für die Früchte der Erde,
von denen wir leben.
Es ist genug für alle da.

Denken:
Wir haben viel mehr,
als zum Leben notwendig ist.
Es ist genug für alle da.

Tun:
Teilen mit denen,
die hungern müssen.
Es ist genug für alle da.

Danken:
Für den Wohlstand,
in dem wir leben.
Es ist genug für alle da.

Denken:
Unser Reichtum an Gaben
bedeutet Verantwortung.
Es ist genug für alle da.

Tun:
Teilen mit denen,
die in bitterer Armut leben.
es ist genug für alle da.

Trotzdem

Den Gedenktag der Hl. Mutter Teresa von Kalkutta, 5. September, ihr Todestag (1997), nehme ich zum Anlass, hier einen Text von ihr anzubieten, den ich kürzlich als „liturgischen Baustein“ in einer Zeitschrift gefunden habe: „Trotzdem“

Die Menschen sind unvernünftig, irrational und egoistisch.
Liebe diese Menschen trotzdem!

Wenn du Gutes tust, werden dich die Menschen beschuldigen, dabei selbstsüchtige Hintergedanken zu haben.
Tu trotzdem Gutes!

Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche Freunde und wahre Feinde.
Sei trotzdem erfolgreich!

Das Gute, das du heute getan hast, wird morgen schon vergessen sein.
Tue trotzdem Gutes!

Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar.
Sei trotzdem ehrlich und offen!

Die Menschen bemitleiden Verlierer, und sie folgen nur den Gewinnern.
Kämpfe trotzdem für ein paar von den Verlierern!

Woran du Jahre gebaut hast, das mag über Nacht zerstört werden.
Baue trotzdem weiter!

Die Menschen brauchen wirklich Hilfe, doch es kann sein, dass sie dich angreifen, wenn du ihnen hilfst.
Hilf diesen Menschen trotzdem!

Gib der Welt das Beste, was du hast, und du wirst zum Dank dafür einen Tritt erhalten.
Gib der Welt trotzdem das Beste!

Letztendlich ist dann alles eine Angelegenheit zwischen dir und Gott.
Sowieso war es nie eine Angelegenheit zwischen dir und anderen.

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud!“

Das volle Grün, die Blumenpracht des Sommers sehen und sich daran freuen, beim Spaziergang froh um den Schatten der Bäume sein, in der Natur sein, sie wirken lassen und genießen, das hilft, gesund an Leib und Seele zu werden. Wenn dann auch noch das Singen dazu kommt, ist es eine Wohltat für das Gemüt.

Der Dichter Paul Gerhardt, dem wir viele Lieder bzw. die Texte dafür verdanken, fordert in seinem geistlichen Sommerlied auf: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud!“. Er beschreibt die Schönheit, die Wunder der Natur und wie sie über sich hinausdeuten, auf Gottes Welt hin. Für Gerhardt ist der „irdische Garten“ auf Schritt und Tritt Symbol für das Paradies. Er lädt dazu ein, sich dahin sich aufzumachen.

Gerne schließen wir uns dieser Einladung an und drucken hier einige der insgesamt 15 Strophen des Liedes ab mit dem Wunsch für einen schönen Sommer!

1) Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.

3) Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

7) Der Weizen wächset mit Gewalt;
darüber jauchzet jung und alt
und rühmt die große Güte
des, der so überfließend labt
und mit so manchem Gut begabt
das menschliche Gemüte.

8) Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.

12) Doch gleichwohl will ich, weil ich noch
hier trage dieses Leibes Joch,
auch nicht gar stille schweigen;
mein Herze soll sich fort und fort
an diesem und an allem Ort
zu deinem Lobe neigen.

13) Hilf mir und segne meinen Geist
mit Segen, der vom Himmel fleußt,
dass ich dir stetig blühe;
gib, dass der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat
viel Glaubensfrüchte ziehe.

14) Mach in mir deinem Geiste Raum,
dass ich dir werd ein guter Baum,
und lass mich Wurzel treiben.
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.

Text: Paul Gerhardt (1653),  Melodie: Nürnberg (1555), August Harder (1813)

 

Zum Anhören: Die Regensburger Domspatzen singen „Geh aus mein Herz“
https://www.youtube.com/watch?v=xf2nrLwWcHI

Pfingstsequenz

Zu einigen wenigen Hochfesten gibt es in der Liturgie einen feierlichen Hymnus, der vor dem Evangelium gesungen wird, eine „Sequenz“. Am bekanntesten, wenn auch nicht mehr im gottesdienstlichen Gebrauch, ist das „Dies irae“ aus der Messe für Verstorbene. Auch noch sehr bekannt, weil durchaus in Gebrauch, ist das „Veni Sancte Spiritus“ aus der Messe an Pfingsten. Wir singen es in deutscher Übersetzung, während in St. Jodok rote Federn, in St. Martin Blütenblätter als Symbol für die Feuerzungen des Heiligen Geistes vom Dachboden der Kirche aus herabregnen. Anschließend folgt das Evangelium.

Komm herab, o Heiliger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.

In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.

Amen. Halleluja.

ER ist wahrhaft auferstanden!

ER ist wahrhaft auferstanden!

Gegen allen Anschein,
gegen besseres Wissen,
gegen alle Tod-sicherheiten,
ist ER auferstanden, steht Er auf.

Für Grübler und Zweifler,
für suchende und sehnsüchtige,
für Unbeholfenen und Ängstliche,
ist ER auferstanden, steht Er ein.

Gegen felsenfeste Behauptungen,
gegen Gesetze und Verordnungen,
gegen Mauern und Grenzen,
ist ER auferstanden, steht Er auf.

Für Trauernde und Enttäuschte,
Für Hoffnungs-müde,
für Glaubens-halbstarke
ist ER auferstanden, steht ER ein.

Für dich und mich ist
ER auferstanden, steht ER ein.

(von Paul Weismantel)