„Heiteren Herzens die Narrheit des Wahren wagen“

Ein Zitat von Josef Ratzinger wurde mir aus dem Kreis der Stadtkirche zugespielt, das allein schon seiner poetischen Sprache wegen bemerkenswert ist und als geistlicher Impuls für den Monat August dienen darf. Inhaltlich bedenkenswert ist es ohnehin, wie alles, was Josef Ratzinger / Papst Benedikt XVI. veröffentlicht hat:

„Wir können nicht zurück ins Vergangene und das wollen wir auch nicht. Aber wir müssen zu neuer Besinnung bereit sein auf das, was im Wechsel der Zeiten das wahrhaft Tragende ist. Das unbeirrbar zu suchen und die Narrheit des Wahren heitern Herzens ohne Abstriche zu wagen, scheint mir die Aufgabe für heute und morgen.“ So schrieb er 1975 im Zuge der Rezeption des II. Vatikanischen Konzils, insbesondere der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ über den Weltdienst der Kirche.

Was meint er? Und was ist dran an dem Gemeinten? Mir scheint, er rechnet damit, dass das Christliche den gläubigen Menschen unausweichlich in einen Gegensatz zum weltlich Normalen bringt und die Christen als Narren in der Welt dastehen lässt. Von der „Torheit des Kreuzes“ hat schon Paulus geredet, und man muss nicht lange fragen, um zu erfahren, welche katholischen Positionen die Welt heute als weltfremd, lächerlich und unsinnig ansieht, als Narrheit, wenn man daran festhalten möchte. Dabei ist dieses Närrische im Katholischen nicht ein stures Festhalten (als was es meistens diffamiert wird), sondern ein unbeirrbares Suchen. In einer bestimmten Richtung zu suchen, bei Gott zu suchen, nach Gott zu suchen, das wird als närrisch angesehen. Auf der sicheren Seite wähnen sich die, die schnell genug die Nase im Wind haben und den Wechsel der Zeit vorneweg mitmachen. Konkret: Sonntagspflicht, Priesterzölibat – könnten das die Dinge sein, die gemeint sind? Dann wäre auch die Sonntagspflicht kein stupides Befolgen eines „muss“, wie es immer gegolten hat und deshalb weiter gelten soll, sondern die unbeirrbare Suche nach etwas Tragendem. Leuchtet ein! Natürlich formt sich eine geistliche Persönlichkeit durch solche Regelmäßigkeit. Ebenso der Priesterzölibat: Natürlich kein Dogma. Aber auf diesem Weg wird nach einem hohen Gut gesucht, nach etwas Tragendem jenseits des Wechsels der Zeiten.

Wenn man von der Umwelt als Narr verachtet wird, droht man leicht griesgrämig, mürrisch, reizbar zu werden. Kann man sich in diese Rolle auch „heiteren Herzens“ einfinden? Das wär’s, meint Ratzinger.

Im Nachsinnen und Knobeln, was gemeint sein könnte, kommt man an kein Ende, weil der Satz wirklich tiefsinnig ist. Aber man darf aufhören, wenn man sich an der poetischen Kraft zur Inspiration erfreut hat.