„Dulcis Jesu memoria“

„Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit …“ – süße Plätzchen, süße Lebkuchen, süßer Glockenklang: Weihnachten ist süß!

Freilich ist das nicht wegen des süßen Jesuskindchens. Alle Babys sind süß, nicht nur in den Augen ihrer Mütter und Großmütter. Die Herzigkeit des Christkinds, die Lieblichkeit der Krippen und alle Süßigkeiten der Weihnachtsküche sind ein Wiederschein der tieferen geistlichen Süßigkeit, die eine Empfindung ist, die sich dann einstellt, wenn man sich darauf besinnt, wer Jesus, der Retter, der Heiland, das Bild des unsichtbaren Gottes, der Sohn des himmlischen Vaters für einen persönlich bedeutet. Wenn man sich der Liebe innewird, die er zu uns hat, und darauf antwortet, indem man eine Liebe zu ihm im Herzen aufsteigen lässt.

Aus dem 12. Jahrhundert (zugeschrieben dem Hl. Bernhard, aber von einem unbekannten Dichter) stammt der Hymnus „Dulcis Jesu memoria“. Lang bevor das Weihnachtslied mit der Strophe „… holder Knabe, oh, wie lacht …“ gedichtet wurde, also älter als alle Süßigkeit in der Weihnachtsfolklore, ist dieses Gedicht mit seinen knapp 50 Strophen. Darin häufen sich die Wörter „dulcis“ – süß, „dulcissimus“ – supersüß und „dulcedo“ – Süßigkeit. Der Grund für dieses Empfindung ist aber nicht die gefühlvolle Anmutung, die sich bei der Vorstellung des kleinen Jesuskindes einstellt, sondern die ganze theologische Tiefe: Sich erinnern, sich besinnen, wer Jesus für mich ist.

Ich will ein paar Strophen zitieren – auf Latein. Für manchen klingt diese Sprache ja süß in den Ohren. Wer das Lied in deutscher Übersetzung kennenlernen will, kann das Gotteslob bei der Nr. 368 aufschlagen oder das Internet konsultieren. Ich wünsche allen, die uns auf der Homepage besuchen, dass sie in den Süßigkeiten des Weihnachtsfests den tieferen Grund der weihnachtlichen Leckereien herausschmecken!

Dulcis Iesu memoria
dans vera cordis gaudia,
sed super mel et omnia
eius dulcis praesentia.

Nil canitur suavius,
auditur nil iucundius,
nil cogitatur dulcius
quam Iesus Dei Filius.

Iesu, rex admirabilis
et triumphator nobilis,
dulcedo ineffabilis,
totus desiderabilis.

Amor Jesu dulcissismus
et vere suavissimus,
plus milies gratissimus
quam dicere sufficimus.