Nun ist es schon der dritte Sonntag, an dem in der Stadtkirche kein öffentlicher Gottesdienst stattfindet. Inzwischen ist viel entwickelt worden (oder auch entdeckt worden, was es vorher schon gab) an internet-gestützten geistlichen Angeboten. Der Rückstand der katholischen Kirche gegenüber anderen religiösen Gruppierungen oder gegenüber den kommunikativen Gepflogenheiten der heutigen Gesellschaft, den ich noch in meinem letzten Impuls festgestellt hatte, ist wahrscheinlich nicht aufgeholt, aber nicht mehr spürbar. Auch für uns gibt es auf diesem Feld ein reiches Angebot.
Wie immer stellt ein reiches Angebot vor die Qual der Wahl. Dabei stellt sich für mich die grundsätzliche Frage: Soll ich Sie (soweit ich überhaupt Einfluss habe) eher auf den Bildschirm hin lenken oder eher in Richtung Herrgottswinkel? Also eher auf Live-Stream-Angebote aufmerksam machen und einladen, den (Sonntags-)Gottesdienst so mitzufeiern, oder zum Selber-Beten auffordern, indem Sie auf das Kreuz bei sich zuhause schauen, eine Kerze anzünden, die Bibel auf den Tisch legen und (idealerweise) in einer kleinen Hausgemeinschaft Gottesdienst feiern? Wenn ich daran denke, was sonst noch alles über den Bildschirm flimmert oder was man während des Streamens üblicherweise nebenher noch so tut, dann fällt meine Wahl ganz eindeutig für den selbst gestalteten Gottesdienst aus. Und wenn es noch so wenig ist, vielleicht nur ein kurzes Innehalten, ein Aufblick zum Kreuz, ein Seufzer …, das erscheint mir wertvoller und geistlich nahrhafter als eine Stunde Fernsehgottesdienst.
Aber die Alternative ist ja gar nicht so ausschließlich und so pointiert. In nicht wenigen Wohnungen vertragen sich das Kreuz in der Ecke und der Fernsehbildschirm ganz gut, es steht eine Madonnenstatue auf dem Regalbrett über dem Fernseher oder es liegt eine kleine Ikone auf dem Schreibtisch neben dem PC. Deshalb hier sowohl die Einladung, das Live-Stream-Angebot aus dem Münchener Dom wahrzunehmen, als auch die Hausgottesdienste für den jeweiligen Sonntag, die zentral im Auftrag des Bischofs erarbeitet werden (in den Varianten: Gottesdienst mit Kindern und normale Sonntagsliturgie) zu feiern. Beides finden Sie leicht auf der Homepage des Erzbistums: www.erzbistum-muenchen.de unter „Geistliche Angebote“. Daneben werden wir, das Seelsorgeteam und einige Ehrenamtliche, weiterhin innerhalb der Stadtkirche, mit den Mitgliedern der Gremien, mit den Ministranten, mit Erstkommunionkindern und Firmlingen, mit allen möglichen einzelnen Leuten in Verbindung bleiben, so viel wir nur können. Und ich feiere jeden Tag still die Hl. Messe im Anliegen für die Menschen der Stadtkirche. (FJB)