Am 5. September ist der Gedenktag der Hl. Mutter Teresa von Kalkutta. Ich bin ihren Spuren auf meiner Urlaubsreise durch den Balkan begegnet. Zuerst in Albanien, denn die Albaner sagen: Mutter Teresa ist eine Albanerin. Ihre Familie, das waren Albaner, wenn auch in ihrem Geburtsjahr 1910 noch Untertanen des osmanischen Reichs. So ist der internationale Flughafen der Hauptstadt Tirana nach ihr benannt und einer der wichtigsten Plätze in Tirana, der allerdings architektonisch – wie man sofort sieht – vom faschistischen Italien als Besatzungsmacht während des Kriegs gestaltet worden ist.
Dann in Skopje, der Hauptstadt Nordmazedoniens. Dort sagt man: Sie ist eine Mazedonierin. So zitierte die mazedonische Kulturministerin, als die Heiligsprechung 2016 gefeiert wurde, das Diktum: „Wenn einer das Leben von Mutter Teresa kennen lernen will, muss er die Einrichtungen besuchen, die sie in Indien geschaffen hat; aber wenn einer ihre Seele kennen lernen will, muss er nach Skopje kommen.“ Dort gibt es mindestens eine Statue von ihr und ein Gedenkmuseum.
Ich übergehe die Statue und die Mutter-Teresa-Kathedrale in Prishtina, der Hauptstadt des Kosovo, und wundere mich nur über die nationalen Vereinnahmungen der Heiligen. Den Eindruck konnte auch der Priester in Skopje nicht ausräumen, mit dem wir ausführlich gesprochen hatten. Er hat federführend die kirchlichen Feierlichkeiten in Skopje zur Heiligsprechung 2016 organisiert. Die Albaner waren dazu schon eingeladen, aber im Wesentlichen feierten die Mazedonen unter sich. Ob nicht eine Heilige – und gerade diese Heilige! – dazu helfen könnte und sollte, über lokalpatriotische Gefühle hinaus zu wachsen?
So war es tröstlich-anrührender Schlusspunkt, dass wir in der kroatischen Hauptstadt Zagreb in ein kleines Kirchlein kamen, wo eine Ordensfrau gerade mit fünf Jugendlichen – vielleicht Klosteraspirantinnen? – den Rosenkranz betete, und zwar vor der Vitrine, wo als Reliquien die Sandalen der Hl. Mutter Teresa ausgestellt sind.
Hier noch ein schönes Wort der Heiligen selbst, gefunden in dem Büchlein über die Feierlichkeiten in Skopje:
Leben ist eine Gelegenheit – nutze sie!
Leben ist ein Traum – mach ihn wahr!
Leben ist eine Herausforderung – nimm sie an!
Leben ist ein Geheimnis – lern es kennen!
Leben ist ein Leiden – bestehe es!
Leben ist ein Trauerspiel – umarme es!