Maria – lass uns dich grüßen

Zu den großen Jubiläen des Jahres 2018 – Ausbruch des 30-jährigen Krieges vor 400 Jahren, Frieden von Münster und Osnabrück 30 Jahre später, Ende des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren – tritt, thematisch nicht unpassend, das kleinere Jubiläum: 75 Jahre ist es her, dass die Mitglieder der „Weißen Rose“ als Nazi-Gegner hingerichtet wurden. Dass die Geschwister Scholl und die anderen Mitglieder dieser Gruppe sehr vom christlichen Geist geprägt waren, wusste ich schon. Aber dass der (ursprünglich evangelische) Hans Scholl in jungen Jahren einen ganz überschwänglichen Marienhymnus verfasst hat, darauf bin ich erst im Kontext des Gedenkens in diesem Jahr gestoßen. Der Marienmonat Mai gibt Anlass, aus diesem langen Gedicht einige Zeilen zu zitieren. Sie sind vielleicht nicht die hochklassigste Literatur, aber durch das Lebenszeugnis ihres Autors eindrucksvoll:

Maria – Königin,
du Starke – du tief
in Gott verschmolzne Rose der Höh‘,
lass uns dich grüßen,
so wie wir dich erahnen
in unsern engen Bahnen.

Denn du bist ja Kristall,
der tausend Glanze sprüht
und immer anders glüht,
du thronest hell im Himmelsall.

Fülle aus göttlichem Strahle,
schütte aus ewigen Brunnen
die Glut in unser Gefäß,
Flammen und Feuer und Licht
das ewig verbleit,
wenn Wand und Hülle zerbricht.

(Hans Scholl, zitiert nach einem Leserbrief in „Christ in der Gegenwart“ Nr. 14/2018)