Am Sonntag, 13.10.2019, wurde in Rom im großen Rahmen der Amazonassynode Kardinal John Henry Newman heilig gesprochen. Er lebte von 1801 bis 1890 in England. Als Pfarrer der anglikanischen Kirche betrieb er intensive Studien zur Kirchengeschichte und zur theologischen Frage, wie man den Glauben unter modernen Bedingungen intellektuell verantworten kann. Dies führte ihn zum Übertritt zur katholischen Kirche im Jahr 1845. Auch als Katholik blieb er ein eigenständiger Denker und erfuhr erst nach mancherlei Unbill mit der Kardinalswürde 1879 große Anerkennung. Hier sei an ihn erinnert mit seinem berühmten Gedicht „Lead, kindly light“ (1833):
Geh, liebes Licht, in diesem Dämmer vor mir her! Führ Du mich ’raus
aus dieser dunklen Nacht. Ich bin hier fremd. Führ mich nachhaus’!
Führ meinen Fuß, und führ ihn Schritt für Schritt.
Das ferne Ziel muss ich nicht sehn. Doch Du, geh mit mir mit!
Ich war nicht immer so. Nie hab ich je gebettelt, dass Du mich führst und lehrst.
Ich liebte eigne Wege. Wollte selber sehn. Doch jetzt: geh Du voran! Geh vor mir her!
Ich liebte grelles Licht. Ich hatte Furcht, oft war mir bang.
Doch stärker war mein Stolz. Vergiss es. Denk nicht mehr daran!
So lang hab ich von Deiner Kraft gelebt. Da wird Dein Geist gewiss auch vor mir wehn,
wenn ich nach Moor und Sumpf und abgrundfinstrer Nacht den Morgenstern kann sehn
und Engel mich anschauen und lächeln, hell von jenem schönen Schimmer,
den ich so sehr geliebt – und eine Zeitlang doch vergaß, beinah’ für immer.
Derweil warst Du – Du selbst! – dem engem schroffen Pfad gerade vor mir her gefolgt:
mein Retter Du! Jetzt führ mich heim, nachhause wie ein Kind! Zurück zu meinem Gott,
um endlich auszuruhn nach allem Erdenstreit
im leisen Licht lebendiger Unendlichkeit.
(Übertragung aus dem Englischen: Paul Badde)