Der 25. September ist der Gedenktag des Hl. Bruder Klaus von Flüe, des großen Nationalheiligen der Schweiz. In diesem Jahr bekommt der Gedenktag besondere Beachtung, denn es sind genau 600 Jahre, dass Klaus 1417 geboren wurde.
Während sein Wirken als Ratgeber und Friedensstifter bis heute einhellig geschätzt und bewundert wird, löst seine Entscheidung, Frau und Kinder zu verlassen und als Einsiedler zu leben, eher Befremden aus. Ein wenig lässt sich das auffangen mit dem Hinweis, dass seine Frau Dorothea einverstanden war und gleich ihm als Heilige betrachtet werden darf. Aber die Figur des Hl. Bruder Klaus trägt noch weitere, sehr mittelalterliche Züge an sich, so etwa die Überlieferung, dass er sich in den letzten Lebensjahren von nichts anderem mehr ernährte als von der Hl. Kommunion.
Nun, es scheint nicht unmöglich, von der sympathischen Seite des Bruder Klaus als bedeutender Identifikationsfigur für die katholische Schweiz (und darüber hinaus) auch einen modernen Weg zu den tieferen geistlichen, mystischen Wurzeln des Heiligen zu bahnen. Jedenfalls hat das Liturgische Institut der Schweiz zum 600. Geburtstag des Heiligen mittels Wettbewerb ein neues Kirchenlied heraus gebracht, das seine radikale Spiritualität sehr gut in die heutige Zeit und die heutige Sprache übersetzt (einschließlich eines interessanten Rhythmus in der Gesangsmelodie, hier etwas unbeholfen mit dem Bindestrich wiedergegeben):
Glauben, hoffen – und sich sehnen,
ahnen, dass es mehr noch gibt,
wachen, lauschen – mit Gott ringen:
Niklaus sucht den rechten Weg.
Alles lassen – alles geben,
pilgern, in die Ferne zieh’n,
zögern, nicht mehr – weiter wissen:
Niklaus geht den steilen Weg.
Harren, umkehr’n – einwärts ziehen,
tief im Ranft die Mitte finden,
fasten, schweigen – und empfangen:
Bruder Klaus geht seinen Weg.
Christus schauen – Früchte tragen,
aus des Lebensquelle schöpfen,
Frieden stiften – Einheit wahren:
Bruder Klaus weist uns den Weg.
Unser eignes – Leben leben,
füreinander, Gott zu eigen,
staunend, fragend – wir verehren
Bruder Klaus und Dorothee.
Vaters Willen – wir erforschen,
Sohnes Stimme wir erhorchen,
Geistes Kraft in – uns wir trauen,
den Dreieinen wir lobpreisen. Amen.