„Eine dreifache Ankunft des Herrn kennen wir. … In der ersten Ankunft kam er im Fleisch und in der Schwachheit. In dieser mittleren kommt er in Geist und Kraft, in der letzten in Herrlichkeit und Majestät.“ (Bernhard von Clairvaux).
Die Weisen der mittleren Ankunft sind vielfältig: Der Herr kommt durch sein Wort; er kommt in den Sakramenten, besonders in der heiligsten Eucharistie; er kommt durch Worte und Ereignisse in mein Leben hinein. Es gibt aber auch epochale Weisen dieses Kommens. Das Wirken der beiden großen Gestalten Franziskus und Dominikus im 12. aufs 13. Jahrhundert war eine Weise, wie Christus neu in die Geschichte hereintrat, neu sein Wort und seine Liebe zur Geltung brachte; eine Weise, wie er seine Kirche erneuerte und die Geschichte auf sich zu bewegte. Ähnliches können wir von den Heiligengestalten des 16. Jahrhunderts sagen: Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Ignatius von Loyola, Franz Xaver bringen mit sich neue Einbrüche des Herrn in die verworrene und von ihm wegtreibende Geschichte ihres Jahrhunderts.
Können wir also um das Kommen Jesu beten? … Ja, wir können es. Nicht nur das: Wir müssen es! Wir bitten um Antizipationen seiner welt-erneuernden Gegenwart. Wir bitten ihn in Augenblicken persönlicher Bedrängnis: Komm, Herr Jesus, und nimm mein Leben hinein in die Gegenwart deiner gütigen Macht. Wir bitten ihn, dass er Menschen, die wir lieben oder um die wir Sorge tragen, nahe werde. Wir bitten ihn, dass er in seiner Kirche wirksam gegenwärtig werde. Warum sollten wir ihn nicht bitten, dass er uns auch heute wieder neue Zeugen seiner Gegenwart schenke, in denen er selber kommt? … Komm, Herr Jesus!
(Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, II, 315-317).