Gott – ein Freund des Lebens

Wenn Gott dereinst mich nach dem Leben fragt,
werde ich weinen.
Er wird sein Angesicht mir zuwenden.
Kein schneidendes Wort wird über mich herfallen.
Keine Rechnung.
Kein strafender Blick.
Kein Vorwurf.
Er wird mich ansehen in bergendem Schweigen.
Seine Liebe wird brennen.
Und alle meine Wunden werden glühen.
Die erlittenen.
Die zugefügten.

„Ich bin es gewesen, Herr.
All das bin ich gewesen,“
werde ich stottern mit zittriger Stimme,
beschämt und frei.
Ich werde abermals weinen.

Und Gott wird meine Tränen trocknen,
er wird sagen „Komm!“
und mich hineinbitten in sein Herz,
wo ich immer schon war
– und glaubte es nicht.

(Werner Kallen)