Fußwaschung am Gründonnerstag

In der Stiftsbasilika konnte der Stiftspropst am Gründonnerstag wieder einmal den Ritus der Fußwaschung durchführen, mit dem erinnert wird an das Beispiel, das Jesus mit dieser Zeichenhandlung beim Letzten Abendmahl gegeben hat: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15). Als Beispiel, wie in der Kirche Jesu Vorbild für das Dienen in Liebe aufgenommen wird, standen diesmal Pflegekräfte im Mittelpunkt. Neun Frauen waren gekommen, um an sich den Ritus der Fußwaschung vollziehen zu lassen.

Mit den neun Kandidatinnen für die Fußwaschung war eine große Vielfalt von Pflegediensten repräsentiert: Pflege an Kindern und Pflege an Alten; häusliche Pflege, mobiler Pflegedienst, Pflege im Heim; Pflegebedürftige und Pflegende; professionelle Pflegekräfte und ehrenamtliche Mitwirkung; Ordensfrauen und Laien. Alle stehen gemeinsam als Beispiel dafür, wie wertvoll, wie erfüllend und in sich gut der Dienst der Pflege ist. So jedenfalls stellte es der Stiftspropst in der Predigt dar. Er stellte die liebevolle Zuwendung zum anderen Menschen als den wertvollen Kern heraus, der oft genug überformt oder gar beschädigt wird durch die ökonomischen und juristischen Zwänge des Systems, wie Pflege in unserer Gesellschaft organisiert wird. Im Hintergrund steht dabei die Grundfrage, ob wir glauben, dass die Menschen „im Grunde gut“ (so ein Buchtitel von Rutger Bregman) oder nur auf Grund von Kontrolle, Anreizen und Belohnung gut sind. Jesus, der gut ist, hat ein Beispiel guten Handelns gegeben, zu dem wir alle, eben weil wir auch „im Grunde gut“ sind, gleichfalls fähig sind.