Zu den Hl. Drei Königen

Spät erst seid Ihr angekommen, wie ich.
Die Hirten waren lange vor Euch da, sogar das Vieh.
Sie hatten sich dem Engelschor angeschlossen,
da wart Ihr noch nicht einmal aufgebrochen.
Für euch musste die Ur-Ordnung der Himmelsbahnen gelockert
und ein neues freches Licht zum Aufflackern gebracht werden
mitten unter den verwirrten Sternen.

Wie mühsam kamt Ihr voran,
ständig am Abschätzen und am Berechnen,
wo die Hirten einfach barfuß entlang gelaufen waren.
Wie komisch Ihr aussaht auf der Straße,
was für seltsame Kittel trug eure Mannschaft,
und beladen mit solch abwegigen Geschenken.

Ihr kamt schließlich zur ersten Station Eurer Pilgerreise
und der große Stern stand still über Euch.
Und was habt Ihr getan?
Ihr hieltet an, um König Herodes zu besuchen.
Todbringender Austausch von Komplimenten,
mit dem jener endlose Krieg der Massen und der Mächtigen
gegen die Unschuldigen begann. 

Dennoch kamt Ihr an, und wurdet nicht abgewiesen.
Auch Ihr fandet einen Platz vor der Krippe.
Eure Geschenke wurden nicht gebraucht,
aber sie wurden angenommen – und sorgfältig beiseite gelegt,
weil sie mit Liebe dargebracht waren.

In dieser neuen Ordnung der Liebe, eben erst geschaffen,
war auch Platz für Euch.
In den Augen der heiligen Familie standet Ihr nicht tiefer
als der Ochs oder der Esel.

Ihr seid unsere besonderen Patrone,
Patrone aller Spätankömmlinge,
aller, die eine mühsame Reise zur Wahrheit machen müssen,
aller, die verwirrt sind von Wissen und Spekulation,
aller, die sich aus Höflichkeit zu Komplizen machen,
aller, die gefährdet sind aufgrund ihrer Talente.

Mögen auch wir, rechtzeitig vor und dann am Ende,
einen Platz finden zum Niederknien im Stroh.

Um Seinetwillen,
der Eure sonderbaren Geschenke nicht zurückgewiesen hat,
betet immer für all die Gelehrten,
die Komplizierten und die Überkritischen.
Lasst sie nicht ganz in Vergessenheit geraten vor Gottes Thron
  dann, wenn die Einfältigen kommen in ihr Reich.

(aus dem Roman „Helena“ von Evelyn Waugh, 1950)