„Geh aus, mein Herz, und suche Freud!“

Das volle Grün, die Blumenpracht des Sommers sehen und sich daran freuen, beim Spaziergang froh um den Schatten der Bäume sein, in der Natur sein, sie wirken lassen und genießen, das hilft, gesund an Leib und Seele zu werden. Wenn dann auch noch das Singen dazu kommt, ist es eine Wohltat für das Gemüt.

Der Dichter Paul Gerhardt, dem wir viele Lieder bzw. die Texte dafür verdanken, fordert in seinem geistlichen Sommerlied auf: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud!“. Er beschreibt die Schönheit, die Wunder der Natur und wie sie über sich hinausdeuten, auf Gottes Welt hin. Für Gerhardt ist der „irdische Garten“ auf Schritt und Tritt Symbol für das Paradies. Er lädt dazu ein, sich dahin sich aufzumachen.

Gerne schließen wir uns dieser Einladung an und drucken hier einige der insgesamt 15 Strophen des Liedes ab mit dem Wunsch für einen schönen Sommer!

1) Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.

3) Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

7) Der Weizen wächset mit Gewalt;
darüber jauchzet jung und alt
und rühmt die große Güte
des, der so überfließend labt
und mit so manchem Gut begabt
das menschliche Gemüte.

8) Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.

12) Doch gleichwohl will ich, weil ich noch
hier trage dieses Leibes Joch,
auch nicht gar stille schweigen;
mein Herze soll sich fort und fort
an diesem und an allem Ort
zu deinem Lobe neigen.

13) Hilf mir und segne meinen Geist
mit Segen, der vom Himmel fleußt,
dass ich dir stetig blühe;
gib, dass der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat
viel Glaubensfrüchte ziehe.

14) Mach in mir deinem Geiste Raum,
dass ich dir werd ein guter Baum,
und lass mich Wurzel treiben.
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.

Text: Paul Gerhardt (1653),  Melodie: Nürnberg (1555), August Harder (1813)

 

Zum Anhören: Die Regensburger Domspatzen singen „Geh aus mein Herz“
https://www.youtube.com/watch?v=xf2nrLwWcHI