Hören – Unterscheiden – Handeln

Im Hirtenwort zur Fastenzeit stellt uns Erzbischof Reinhard Kardinal Marx den ignatianischen Dreischritt vor, eine geistliche Übung, die aus drei Schritten besteht: 1. Hinhören/Hinschauen, 2. Verstehen/Unterscheiden, 3. Handeln/Entscheiden.

Während der 40 Tage der Fastenzeit können den Dreischritt für uns nutzen:

  • Um hinzuschauen: Wozu sind wir gesandt?
  • Um zu verstehen: Was müssen wir hinter uns lassen?
  • Um zu entscheiden: Wo müssen wir Wege der Erneuerung gehen?

Bezogen auf die Krise, in der sich die Kirche befindet, können uns die drei Schritte ebenfalls eine Hilfestellung sein, so der Erzbischof. In einem ersten Schritt gilt es, hinzuschauen und hinzuhören, wo falsche Machtstrukturen und Machtmissbrauch das Klima in der Kirche vergiften. Der zweite Schritt „Verstehen, Unterscheiden“ geht nicht ohne das gemeinsame und persönliche Gebet, er erfordert Zuhören und Verstehenwollen – nur so kann der dritte Schritt: „Handeln, Entscheiden“ auf einen Weg der Erneuerung führen.

Weltgebetstag der Frauen

Der Weltgebetstag der Frauen, der jedes Jahr Anfang März (als geistliche Alternative zum politischen Internationalen Frauentag) begangen wird, wurde vielerorts wieder als berührende Liturgie von, für und mit Frauen gefeiert. Hier ein Impuls aus der Gottesdienstvorlage. Er nimmt Bezug auf Jesu Gleichnis vom Festmahl, zu dem die Geladenen mit allerlei Ausreden nicht kommen (Lukas 14).

„Kommt, alles ist bereit!

Du bist eingeladen, bring alle mit: die Mühseligen und die Beladenen, die Liebenden und die Glückseligen, die Einsamen und die Armen, die Satten und die vom Erfolg Verwöhnten, die Ausgeschlossenen und die Erschöpften, die Suchenden und die Lernenden, die Hungrigen und die in ihrer Angst Gefangenen:

Wir sind eingeladen, wir sehen schon die Lichter, Gottes Festsaal steht offen, kommt, alles ist bereit!“

(Autorin: Simone Siemers)

Die Bibel: „Wort des lebendigen Gottes“

Ein Bücherbuch vieler Stimmen,
die nacheinander,
nebeneinander,
durcheinander,
gegeneinander,
miteinander
reden, singen, murmeln, beten.

Dissonanzen? Jede Menge.
Widersprüche? Noch und noch.
Kein ausgeklügelt Buch.
Hundert-Stimmen-Strom
(selbst Schriftgelehrte ermessen ihn nicht) –
wohin will er tragen?

Über Schwellen, Klippen, Katarakt,
heimzu, heilzu (hoff ich …)
Viel-Stimmen-Buch also,
geselliges Buch
(geselligstes der Weltliteratur!):
In ihm wird
die EINE
die verlässliche Stimme
der geselligen Gottheit laut.

(Auszug aus: „Das gesellige Buch“ von Kurt Marti, schweizerischer evangelischer Pfarrer und Dichter)

Um die Einheit der Christen

O Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus, unser einziger Erlöser, Friedensfürst!

Gib uns Gnade, dass wir uns die große Gefahr der Zerrissenheit zu Herzen nehmen.

Nimm allen Hass und alle Vorurteile hinweg und was immer uns an wahrer Eintracht hindern mag.

Wie nur ein Leib und ein Geist ist und eine Hoffnung unserer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, so lass auch uns hinfort ein Herz und eine Seele sein, verbunden durch das heilige Band der Wahrheit und des Friedens, des Glaubens und der Liebe, dass wir dich mit einem Geist und Munde preisen durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

(aus der Jakobus-Liturgie, 4. Jh., zitiert nach der Zeitschrift „Gottesdienst“ 2019/1)

Gesegnete Weihnachten!

Ich bin deine Freude – fürchte dich nicht, froh zu sein!

Ich bin in deiner Not; denn ich habe sie selbst erlitten.

Ich bin in deinem Tod; denn heute, als ich geboren wurde, begann ich mit dir zu sterben.

Ich gehe nicht mehr weg von dir.

Was immer dir geschieht, durch welches Dunkel dein Weg dich auch führen mag: Glaube, dass ich da bin; glaube, dass meine Liebe unbesiegbar ist!

Dann ist auch deine Nacht Heilige Nacht.

Dann zünde getrost die Kerzen an – sie haben mehr recht als alle Finsternis.

(Karl Rahner)

Adventus medius (Bernhard v. Clairvaux)

„Eine dreifache Ankunft des Herrn kennen wir. … In der ersten Ankunft kam er im Fleisch und in der Schwachheit. In dieser mittleren kommt er in Geist und Kraft, in der letzten in Herrlichkeit und Majestät.“ (Bernhard von Clairvaux).

Die Weisen der mittleren Ankunft sind vielfältig: Der Herr kommt durch sein Wort; er kommt in den Sakramenten, besonders in der heiligsten Eucharistie; er kommt durch Worte und Ereignisse in mein Leben hinein. Es gibt aber auch epochale Weisen dieses Kommens. Das Wirken der beiden großen Gestalten Franziskus und Dominikus im 12. aufs 13. Jahrhundert war eine Weise, wie Christus neu in die Geschichte hereintrat, neu sein Wort und seine Liebe zur Geltung brachte; eine Weise, wie er seine Kirche erneuerte und die Geschichte auf sich zu bewegte. Ähnliches können wir von den Heiligengestalten des 16. Jahrhunderts sagen: Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Ignatius von Loyola, Franz Xaver bringen mit sich neue Einbrüche des Herrn in die verworrene und von ihm wegtreibende Geschichte ihres Jahrhunderts.

Können wir also um das Kommen Jesu beten? … Ja, wir können es. Nicht nur das: Wir müssen es! Wir bitten um Antizipationen seiner welt-erneuernden Gegenwart. Wir bitten ihn in Augenblicken persönlicher Bedrängnis: Komm, Herr Jesus, und nimm mein Leben hinein in die Gegenwart deiner gütigen Macht. Wir bitten ihn, dass er Menschen, die wir lieben oder um die wir Sorge tragen, nahe werde. Wir bitten ihn, dass er in seiner Kirche wirksam gegenwärtig werde. Warum sollten wir ihn nicht bitten, dass er uns auch heute wieder neue Zeugen seiner Gegenwart schenke, in denen er selber kommt? … Komm, Herr Jesus!

(Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, II, 315-317).

Christkönigs-Litanei

Singt halleluja, ihr Heiligen in der Höhe,
lass die Kirche auf Erden freudig erwidern:
Christus, dem König, singt halleluja!

Dem Wort und Sohne Gottes,
der aus Liebe unsere Menschheit angenommen:
Christus, dem König, singt halleluja!

Der aus Maria geboren wurde und unser Leben teilte,
der in seiner Menschheit im Kampf obsiegte:
Christus, dem König, singt halleluja!

Der für all unsere Sünden büßte
in nackter Hoheit auf dem Altar von Golgota
Christus, dem König, singt halleluja!

Der glorreich von den Toten erstand
und in der Höhe regiert,
dem Herrn und Haupt seines Volkes:
Christus, dem König, singt halleluja!

Der uns die Gnade des Heiligen Geistes sandte,
um die Liebe des Vaters allen Menschen zu überbringen:
Christus, dem König, singt halleluja!

Vor dem Erlöser des Weltalls
lasst jedes Knie sich beugen in Anbetung:
Christus, dem König, singt halleluja!

Lasst Menschen und Engel unseren Herrn und Gott preisen
und alle Schöpfung ihm die Ehre erweisen:
Christus, dem König, singt halleluja!

Gebet des Heiligen Franz von Assisi

Höchster glorreicher Gott, erleuchte die Finsternis meines Herzens.

Schenke mir rechten Glauben, feste Hoffnung und vollkommene Liebe.

Gib mir Gespür und Erkennen, dass ich erfülle Deinen heiligen und wahrhaften Auftrag.

Kommt, ruht euch aus

„Nach Peter und Paul / werden die Pfarrer faul,“ lautet ein Spruch im Stil der Bauernregeln, die man nicht ganz ernst zu nehmen braucht. Nun, das Fest St. Peter und Paul am 29. Juni liegt ein Weilchen zurück. Und tatsächlich macht sich der absehbare Beginn der Sommerferien in mancher (terminlicher) Hinsicht als Erleichterung für mich als Pfarrer bemerkbar. Für die vielen, die im Leben der Pfarrgemeinden mithelfen, wahrscheinlich auch, aber noch nicht gleich. Es kommen noch Feste, die ausgerichtet werden wollen. Und die Wahlausschüsse für die Wahl der Kirchenverwaltung im Spätherbst müssen sich konstituieren. Da ist noch einiges, was ansteht …

Hoch willkommen nach einem Jahr intensiver Arbeit kommt da das Evangelium des 16. Sonntags im Jahreskreis daher (22. Juli 2018): „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht euch ein wenig aus.“ (Mk 6,31). Das klingt sehr nach Liegestuhl am Strand oder Bänkchen vor der Hütte. Die Fachleute der Schriftauslegung würden das vielleicht auch gelten lassen. Aber sie machen aufmerksam, dass da nicht nur vom Baumelnlassen der Seele die Rede ist, sondern einige Worte durchaus theologisch „aufgeladen“ sind. Der einsame Ort ist für Jesus ja nicht einfach die Unerreichbarkeit (z.B. ohne Handy und ohne Mails), sondern der Ort der intimen Zwiesprache im Gebet mit dem Vater im Himmel. Seine Ruhe ist das Ruhen am Herzen des Vaters, wo er, der Sohn, ganz er selbst ist. In diese Sphäre will er die Jünger mitnehmen und mit hinein führen. Und diese Verbundenheit mit Gott, dem Vater, gibt ihm auch wieder die Kraft, sich den Menschen zuzuwenden. Tatsächlich sind wieder viele Menschen da, Jesus lässt sie an sich heran, empfindet Mitleid, „und er lehrte sie lange“ (Mk 6,34).

Wohl allen, die eine Sommerpause haben und sich einrichten dürfen! Aber es will klug überlegt sein, wo und wie man tatsächlich Ruhe findet. Die Ruhe, die aus der Verbundenheit mit Gott entspringt, soll dabei auf jeden Fall ihren Platz haben. (FJB)

Maria – lass uns dich grüßen

Zu den großen Jubiläen des Jahres 2018 – Ausbruch des 30-jährigen Krieges vor 400 Jahren, Frieden von Münster und Osnabrück 30 Jahre später, Ende des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren – tritt, thematisch nicht unpassend, das kleinere Jubiläum: 75 Jahre ist es her, dass die Mitglieder der „Weißen Rose“ als Nazi-Gegner hingerichtet wurden. Dass die Geschwister Scholl und die anderen Mitglieder dieser Gruppe sehr vom christlichen Geist geprägt waren, wusste ich schon. Aber dass der (ursprünglich evangelische) Hans Scholl in jungen Jahren einen ganz überschwänglichen Marienhymnus verfasst hat, darauf bin ich erst im Kontext des Gedenkens in diesem Jahr gestoßen. Der Marienmonat Mai gibt Anlass, aus diesem langen Gedicht einige Zeilen zu zitieren. Sie sind vielleicht nicht die hochklassigste Literatur, aber durch das Lebenszeugnis ihres Autors eindrucksvoll:

Maria – Königin,
du Starke – du tief
in Gott verschmolzne Rose der Höh‘,
lass uns dich grüßen,
so wie wir dich erahnen
in unsern engen Bahnen.

Denn du bist ja Kristall,
der tausend Glanze sprüht
und immer anders glüht,
du thronest hell im Himmelsall.

Fülle aus göttlichem Strahle,
schütte aus ewigen Brunnen
die Glut in unser Gefäß,
Flammen und Feuer und Licht
das ewig verbleit,
wenn Wand und Hülle zerbricht.

(Hans Scholl, zitiert nach einem Leserbrief in „Christ in der Gegenwart“ Nr. 14/2018)