„Adventlich leben“

Adventlich leben,
um bereit zu sein für das,
was manchmal so überraschend in unser Leben tritt,
was uns anrührt und bewegt,
was uns angeht und persönlich meint.

Adventlich leben,
um hellwach zu sein für das,
was es neu zu erkennen gilt in dieser Zeit
der seltenen oder verloren gegangenen Visionen,
die aber Gottes Zeit mit uns und für uns ist.

Adventlich leben,
um ganz Ohr zu sein für jene,
die uns von ihrem Kummer und ihrer Mühsal
ihrer Hoffnung und ihren Nöten, ihrer Sehnsucht
und ihrer Enttäuschung erzählen wollen.

Adventlich leben,
um ganz da zu sein für den,
der neu ankommen will in mir persönlich,
als menschenfreundlicher Gott,
als vertrauenswürdiger und liebevoller Freund.

Adventlich leben,
um wartend zu wachen
und wachsam zu warten auf den,
der sich mir neu zuwenden will,
im Geheimnis seiner Menschwerdung.

(Paul Weismantel)

Erntedank

Danken:
Für die Früchte der Erde,
von denen wir leben.
Es ist genug für alle da.

Denken:
Wir haben viel mehr,
als zum Leben notwendig ist.
Es ist genug für alle da.

Tun:
Teilen mit denen,
die hungern müssen.
Es ist genug für alle da.

Danken:
Für den Wohlstand,
in dem wir leben.
Es ist genug für alle da.

Denken:
Unser Reichtum an Gaben
bedeutet Verantwortung.
Es ist genug für alle da.

Tun:
Teilen mit denen,
die in bitterer Armut leben.
es ist genug für alle da.

Trotzdem

Den Gedenktag der Hl. Mutter Teresa von Kalkutta, 5. September, ihr Todestag (1997), nehme ich zum Anlass, hier einen Text von ihr anzubieten, den ich kürzlich als „liturgischen Baustein“ in einer Zeitschrift gefunden habe: „Trotzdem“

Die Menschen sind unvernünftig, irrational und egoistisch.
Liebe diese Menschen trotzdem!

Wenn du Gutes tust, werden dich die Menschen beschuldigen, dabei selbstsüchtige Hintergedanken zu haben.
Tu trotzdem Gutes!

Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche Freunde und wahre Feinde.
Sei trotzdem erfolgreich!

Das Gute, das du heute getan hast, wird morgen schon vergessen sein.
Tue trotzdem Gutes!

Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar.
Sei trotzdem ehrlich und offen!

Die Menschen bemitleiden Verlierer, und sie folgen nur den Gewinnern.
Kämpfe trotzdem für ein paar von den Verlierern!

Woran du Jahre gebaut hast, das mag über Nacht zerstört werden.
Baue trotzdem weiter!

Die Menschen brauchen wirklich Hilfe, doch es kann sein, dass sie dich angreifen, wenn du ihnen hilfst.
Hilf diesen Menschen trotzdem!

Gib der Welt das Beste, was du hast, und du wirst zum Dank dafür einen Tritt erhalten.
Gib der Welt trotzdem das Beste!

Letztendlich ist dann alles eine Angelegenheit zwischen dir und Gott.
Sowieso war es nie eine Angelegenheit zwischen dir und anderen.

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud!“

Das volle Grün, die Blumenpracht des Sommers sehen und sich daran freuen, beim Spaziergang froh um den Schatten der Bäume sein, in der Natur sein, sie wirken lassen und genießen, das hilft, gesund an Leib und Seele zu werden. Wenn dann auch noch das Singen dazu kommt, ist es eine Wohltat für das Gemüt.

Der Dichter Paul Gerhardt, dem wir viele Lieder bzw. die Texte dafür verdanken, fordert in seinem geistlichen Sommerlied auf: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud!“. Er beschreibt die Schönheit, die Wunder der Natur und wie sie über sich hinausdeuten, auf Gottes Welt hin. Für Gerhardt ist der „irdische Garten“ auf Schritt und Tritt Symbol für das Paradies. Er lädt dazu ein, sich dahin sich aufzumachen.

Gerne schließen wir uns dieser Einladung an und drucken hier einige der insgesamt 15 Strophen des Liedes ab mit dem Wunsch für einen schönen Sommer!

1) Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.

3) Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

7) Der Weizen wächset mit Gewalt;
darüber jauchzet jung und alt
und rühmt die große Güte
des, der so überfließend labt
und mit so manchem Gut begabt
das menschliche Gemüte.

8) Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.

12) Doch gleichwohl will ich, weil ich noch
hier trage dieses Leibes Joch,
auch nicht gar stille schweigen;
mein Herze soll sich fort und fort
an diesem und an allem Ort
zu deinem Lobe neigen.

13) Hilf mir und segne meinen Geist
mit Segen, der vom Himmel fleußt,
dass ich dir stetig blühe;
gib, dass der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat
viel Glaubensfrüchte ziehe.

14) Mach in mir deinem Geiste Raum,
dass ich dir werd ein guter Baum,
und lass mich Wurzel treiben.
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.

Text: Paul Gerhardt (1653),  Melodie: Nürnberg (1555), August Harder (1813)

 

Zum Anhören: Die Regensburger Domspatzen singen „Geh aus mein Herz“
https://www.youtube.com/watch?v=xf2nrLwWcHI

Pfingstsequenz

Zu einigen wenigen Hochfesten gibt es in der Liturgie einen feierlichen Hymnus, der vor dem Evangelium gesungen wird, eine „Sequenz“. Am bekanntesten, wenn auch nicht mehr im gottesdienstlichen Gebrauch, ist das „Dies irae“ aus der Messe für Verstorbene. Auch noch sehr bekannt, weil durchaus in Gebrauch, ist das „Veni Sancte Spiritus“ aus der Messe an Pfingsten. Wir singen es in deutscher Übersetzung, während in St. Jodok rote Federn, in St. Martin Blütenblätter als Symbol für die Feuerzungen des Heiligen Geistes vom Dachboden der Kirche aus herabregnen. Anschließend folgt das Evangelium.

Komm herab, o Heiliger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.

In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.

Amen. Halleluja.

ER ist wahrhaft auferstanden!

ER ist wahrhaft auferstanden!

Gegen allen Anschein,
gegen besseres Wissen,
gegen alle Tod-sicherheiten,
ist ER auferstanden, steht Er auf.

Für Grübler und Zweifler,
für suchende und sehnsüchtige,
für Unbeholfenen und Ängstliche,
ist ER auferstanden, steht Er ein.

Gegen felsenfeste Behauptungen,
gegen Gesetze und Verordnungen,
gegen Mauern und Grenzen,
ist ER auferstanden, steht Er auf.

Für Trauernde und Enttäuschte,
Für Hoffnungs-müde,
für Glaubens-halbstarke
ist ER auferstanden, steht ER ein.

Für dich und mich ist
ER auferstanden, steht ER ein.

(von Paul Weismantel)

„Du weißt den rechten Weg für mich.“

Gott schenkt die Fastenzeit als eine „Zeit der Gnade“, als eine Zeit für die geistliche Erneuerung und die Reform des Lebens. Dazu ein kurzes Wort von Dietrich Bonhoeffer (aus: Widerstand und Ergebung):

In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht.
Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe.
Ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden.
In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den rechten Weg für mich.

Wir, das Seelsorge-Team, wünschen Ihnen den rechten Weg durch die heiligen 40 Tage. Das Tröstliche an den Zeilen von Bonhoeffer ist: Ob wir ihn finden oder nicht, den rechten Weg – es gibt ihn. Gott weiß ihn. Das glauben zu dürfen, ist jedenfalls schon einmal ein guter Schritt, ein Schritt in die richtige Richtung, ein Anfang des rechten Weges.

Du Gott der Anfänge …

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“
Mit dieser Aufforderung konfrontiert Jesus die Menschen am Beginn seines öffentlichen Wirkens (Mt 12,17). Gott ist da – in diesem Wissen verschieben sich Prioritäten im Leben. Gerade am Jahresanfang fassen viele Menschen dementsprechend gute Vorsätze, wollen Anfänge wagen und auf vielfältige Weise umkehren. Der Segen möge alle unterstützen!

DU GOTT DER ANFÄNGE,
segne uns, wenn wir deinen Ruf hören,
wenn deine Stimme uns lockt
zu Aufbruch und Neubeginn.

Du Gott der Anfänge,
behüte uns, wenn wir loslassen
und Abschiednehmen,
wenn wir dankbar zurückschauen
auf Segen und Ernte der gemeinsamen Zeit.

Du Gott der Anfänge,
lass dein Angesicht leuchten über uns,
wenn wir in Vertrauen und Zuversicht
einen neuen Schritt wagen
auf dem Weg unseres Glaubens.

Du Gott der Anfänge,
sei uns gnädig, wenn uns Angst befällt
vor dem Tor in ein unbekanntes Land,
wenn wir Schutz suchen bei dir
vor den Stürmen der Nacht.

Du Gott der Anfänge,
lege dein Angesicht auf uns,
wenn unser Herz sich sehnt
nach Wärme und Glück,
nach Freundschaft und Begegnung.
Lass den Segen deines Lichtes mit uns sein.

Du Gott der Anfänge,
schenke uns Frieden,
bleibe bei uns mit deinem Segen.
Amen.

nach Paul Weitzer

Elisabeth Simon, Pastoralreferentin in der Stadtkirche

Zu Weihnachten

In der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ hat der Münchener Religionspädagoge Prof. P. Bernhard Grom SJ eine Serie von Meditationen unter dem Titel „Beten mit dem Johannesevangelium“ aufgelegt. Sein Text zum Prolog, dem Weihnachtsevangelium, hat mich sehr angesprochen. Ich gebe ihn weiter und wünsche allen ein gnadenreiches, den Glauben vertiefendes Weihnachtsfest.

Du schweigst nicht,
wie wir es Dir oft vorwerfen.
Du bist nicht stumm,
wenn wir in die endlosen Weiten
des Universums lauschen
oder den Flug einer Möwe bewundern.
Himmel und Erde sind ein Nachhall
Deines Wortes „Es werde“,
das allem, was ist, Anfang war.
Die feinen Abstimmungen der Grundkräfte,
die unser Leben ermöglichen:
die Evolution vom Einzeller zum Menschen.
Dein Auftrag: „Voran!“
Alles spricht von Dir
in der Sprache von Materie und Naturgesetzen
mit ihrem erstaunlichen Entwicklungspotenzial,
doch auch begrenzt durch
Katastrophen, Verschleiß, Krankheit und Tod.
Die Welt bezeugt Deine Güte,
so gut sie es vermag.
Sie sprüht vor Leben,
ist aber kein Paradies.

Was Du durch sie nicht sagen kannst,
wolltest Du in Menschensprache kundtun,
höchst persönlich und mit dem Risiko,
nicht beachtet, missverstanden und angefeindet zu werden:
Dein Jawort ewiger Liebe.
So sehr hast Du uns Menschen geliebt,
dass Du Dein Innerstes mit Jesus verbunden
und ihm Dein Wort in den Mund gelegt hast.
Was er sprach, sagte er so,
wie Du es ihm gesagt hast,
und er tat, was er Dich tun sah:
Dein Dolmetscher und Bevollmächtigter,
autorisiert durch Tod und Auferstehung.

Wir danken Dir für dieses Wort.
Lass es uns mit offenem Ohr hören,
in all dem Stimmengewirr und Lärm.
Denn es allein schenkt uns
ewiges Leben.