Advent

Auf der Suche nach einem schönen Text für den Advent, um ihn hier als Impuls einzustellen, habe ich eine ganze Zeit lang im Internet recherchiert. Dabei empfand ich nach und nach immer mehr  Unbehagen … wie immer, wenn ich Zeit verplempere, wie beim Zappen im Fernsehen, beim Durchklicken der Status-Meldungen meiner Whatsapp-Kontakte oder früher, als ich noch auf Facebook war. Zu viel Stoff, zu viel unterschiedliches Zeug, eine endlose Fülle an Impulsen. Alles für sich genommen durchaus interessant. Selbst die skurrilsten Parodien wecken ja mein Interesse. Aber nicht das, wonach ich suchte. Im Gegenteil: Das Suchen selbst wurde mir zunehmend verleidet, weil ich immer mehr aus den Augen verlor und das Gefühl dafür verlor, was ich eigentlich suchte. Außerdem waren da bewunderungswürdige Seiten, die einen täglichen Impuls im Advent versprachen, oft schön aufgemacht mit Bild. Da kann unsere Homepage hier bei Weitem nicht mithalten. Ich gebe auf. Wahrscheinlich das Beste, was ich tun kann: verzichten auf diese Art von Zerstreuung, Ablenkung, Vertrödelung von Zeit.

Und doch, eines fiel mir dann noch ein, das hat mich zufrieden gestellt. Ich gebe es gern hier weiter: das gute alte Gotteslob (na ja, so alt auch noch nicht, von 2014). Sind nicht die klassischen Adventslieder der beste geistliche Impuls für die Adventszeit? Und wann habe ich zuletzt in den Andachten dort nachgeblättert? Da war ich doch noch jedes Mal überrascht, wie gut, literarisch gut und geistlich gehaltvoll, die Texte im Gotteslob sind. Also, Sie haben hoffentlich eines in Reichweite. Schauen Sie mal rein zu den Liedern ab Nr. 218 und zur Andacht 675,1 und den folgenden.

Am Ende

Für den Trauermonat November hier ein Text von Almut Haneberg:

Am Ende

Ich beweine unseren Abschied.
Schmerzlich spüre ich eine Lücke:
du fehlst mir.

Plötzlich stehe ich
ohne deine Nähe
in der Sonne und friere.
Trauer beanrpucht meine ganze Kraft.

Du kommst nicht zurück
und bist trotzdem
so lebendig da.

Ob unsere Beziehung
auch nach dem trägt?

So lebe ich zwischen nicht mehr
und noch nicht;
kaum, dass ich die Spannung
ertrage.

Erlösend fließen Verzweiflungstränen.
Nur du, Gott, lässt daraus
Hoffnung wachsen.

Schöpfungszeit

Der Monat vom 1. September bis 4. Oktober wird konfessionsübergreifend in der Kirche als „Schöpfungszeit“ begangen. Die ursprüngliche Initiative dazu stammt von Patriarch Bartholomaios aus der Orthodoxen Kirche. So passt es, einen Gebetstext als Impuls einzustellen, der sich in der Form als alt-ehrwürdigen „Hymnos Akathistos“ der Ostkirche orientiert. Gefunden habe ich ihn in einem Magazin des Hilfswerks „missio“:

Was ist mein Lobpreis vor Dir!

Ich hörte nicht die Gesänge der Cherubim –
das ist die Spähre der Seelen dort oben,*
aber ich weiß, wie Dich die Natur lobpreist.

Ich habe im Winter betrachtet,*
wie in der mondesstille die ganze Erde still zu Dir betete,
gehüllt in eine weißes Gewand,*
glänzend in den Kristallen des Schnees.

Ich sah, wie sich die aufsteigende Sonne über Dich freute*
und die Chöre der Vögel die Herrlichkeit erklingen ließen.

Ich hörte, wie der Wald geheimnisvoll rauschte von Dir,*
wie die Winde sangen,
wie die Wasser sprudelten,*
wie von Dir predigten die Ordnungen der Lichter
durch ihre zielgerichtete Bewegung im unendlichen Raum.

Was ist da mein Lobpreis!

Die Natur ist gehorsam, ich bin es nicht,*
doch solange ich lebe, sehe ich Deine Liebe
und möchte danken, beten und rufen:*
Ehre sei Dir, der Du uns das Licht gezeigt.

Ehre sei Dir, der Du uns liebst*
mit einer tiefen, unermesslichen, göttlichen Liebe.

Ehre sei Dir, der Du uns erleuchtest mit dem Licht,*
den Scharen der Engel und Heiligen.

Ehre sei Dir, Allheiliger Vater,*
der Du uns Dein Reich übertragen hast.

Ehre sei Dir, Erlöser, Sohn,*
der Du uns den Weg zum Heil eröffnet hast.

Ehre sei Dir, Heiliger Geist,*
Du Leben schaffende Sonne des zukünftigen Äons.

Ehre sei Dir für alles*
o Göttliche Dreiheit, Du Allgute.

Ehre sei Dir, Gott, in Ewigkeit!

Geistliche Basisgruppe

Nicht selten kommt es vor, dass ein Vorbereitungsteam enttäuscht ist, dass so wenig Leute gekommen sind zu einem Gottesdienst oder einer religiösen Veranstaltung. Obwohl sie doch gut war! Oft sind mehr Leute in der Kirche, die an der Vorbereitung oder Durchführung beteiligt waren, als Mitfeiernde, die sich ansprechen haben lassen und einfach teilnehmen.

Was tun? Natürlich kann man mehr Werbung machen, nicht nur im Gottesdienstanzeiger, sondern auch in der Zeitung, auf der Homepage, über die social media und per Ansage im Gottesdienst. Aber oft genug bringt der zusätzliche Krafteinsatz bei Weitem nicht das erhoffte zusätzliche Echo. So wächst die Frustration weiter. Ich wüsste noch eine andere Option: ein Wandel im Selbstverständnis.

Diejenigen, die sich da engagieren, verstehen sich nicht länger als Vorbereitungsgruppe für bestimmte Veranstaltungen, sondern als kleine geistliche Gemeinschaft, als geistliche Basisgruppe, als Hauskirche. Dieselbe Mühe und Liebe in der Vorbereitung, aber nicht für ein anonymes Publikum, das durch Nichterscheinen enttäuscht, sondern für einander, wo man es zu schätzen weiß und geistlich etwas mitnimmt. Mit der Vorbereitungsarbeit ist ja schon Vertrautheit und Verbundenheit unter den Mitgliedern der Gruppe gewachsen. Auch Verbindlichkeit. Es wächst noch weitere Lebensfülle zum geistlichen Programm im engeren Sinn hinzu, vom Glas Wasser, das beim Vorbereitungstreffen angeboten wird, bis hin zu den Gesprächen, wie es mit den Kindern, den Nachbarn, kirchlichen Oberen und der übrigen Welt so geht. Ein Vorbereitungsteam entwickelt sich mit innerer Folgerichtigkeit zu einer kleinen geistlichen Gemeinschaft.

Es gibt in der Kirche eine lange und breite Tradition solcher Keimzellen des Glaubens. Das berühmte „Bibelteilen“ aus Ländern des globalen Südens ist so etwas, auch die lateinamerikanischen Basisgemeinden. Wenn es doch auch die Familien noch mehr wären! Unterm Strich sind solche Gruppen nicht weniger missionarisch als die (vermeintlich) für alle offenen Veranstaltungen, die von Vorbereitungsteams getragen werden. Zu einer geistlichen Gruppe wächst man als einzelner hinzu, weil man angesprochen wird von jemand, der schon dabei ist und der glaubt, dass man dazu passen würde. Da wächst etwas Zwischenmenschliches, und das dürfte weit mehr sein, als wenn man als anonymer Besucher im besten Fall etwas mitnimmt von einem offenen Angebot.

Gewiss, offene Angebote soll und darf es geben. Aber wo sie offenkundig nicht oder nur schlecht angenommen werden, kann man sich eine Menge Frustration sparen, indem man das eigene geistliche Tun aus einer anderen Perspektive betrachtet: als Gestaltung des geistlichen Lebens einer Gruppe. Als Pfarrer kann ich solche kleinen, selbständigen, vitalen Gruppen jedenfalls nur begrüßen.

„Heiliger Geist – Ewige Liebe“

Zu Pfingsten, dem Fest der Ausgießung des Heiligen Geists in die Herzen der Glaubenden, ein Text der Heiligen Edith Stein. Sie schließt sich in diesem Gebet dem Gedanken und der Formulierung an, die der Heilige Augustinus geprägt hat: „Deus – interior intimo meo“ – Gott, mit innerlicher als mein innerstes Selbst.

Wer bist du, Licht, das mich erfüllt
und meines Herzens Dunkelheit erleuchtet?
Du leitest mich gleich einer Mutter Hand,
und ließest du mich los, so wüsste keinen Schritt ich mehr zu gehen.
Du bist der Raum, der rund
mein Sein umschließt und ins sich birgt.
Aus dir entlassen sänk‘ es in den Abgrund des Nichts,
aus dem du es zum Sein erhobst.
Du, näher mir als ich mir selbst
und innerlicher als mein Innerstes –
doch ungreifbar und unfassbar
und jeden Namen sprengend:
Heiliger Geist – Ewige Liebe!

Verbunden mit der Ukraine

Erschrocken und bestürzt hören und lesen wir die Nachrichten vom offenen Kriegsgeschehen in der Ukraine. Wir fühlen uns menschlich verbunden mit den Menschen in einem Land, das dem Bombardement und dem Einmarsch einer fremden Armee ausgesetzt ist. Und wir fühlen uns als Christen verbunden mit allen unschuldigen Opfern und mit allen Menschen guten Willens, denen am Frieden gelegen ist. Ihnen gilt unser Gebet!

In der Stadtkirche existiert noch ein besonderer Kontakt. Seit gut einem Jahr feiert Pfarrer Lubomir Fedorak mit der griechisch-katholischen ukrainischen Gemeinde regelmäßig alle zwei Wochen im byzantinischen Ritus in St. Sebastian den Sonntagsgottesdienst. Als Gastgeber sind wir dieser ukrainischen Gemeinde direkt verbunden. Diesen Brüdern und Schwestern, die natürlich alle auch Familienangehörige und Freunde im Kriegsgebiet haben, fühlen wir uns besonders nahe.

Für die Solidarität mit der Ukraine und den Ukrainern gibt es bewährte Kanäle, um direkt zu helfen. Vor Ort sind die katholischen Hilfswerke mit ihren Projektpartnern weiterhin tätig. Besuchen Sie doch die Homepage von Renovabis und von Caritas Internationalis. Auf beiden Seiten gelangen Sie über eine Länderübersicht zu Projekten in der Ukraine, wo direkte Unterstützung geleistet wird und für die Sie direkt spenden können. Damit würden Sie dasselbe tun wie unsere Ukrainer hier in Landshut, die Sachspenden, Medikamente und medizinisches Material sammeln (unter anderem in der Sakristei von St. Sebastian), um ein Zeichen der Solidarität zu setzen für die, die in unserer europäischen Heimat von Krieg betroffen sind.

Möge Gott uns vor noch Schlimmerem bewahren
und die Schritte der Menschen bald wieder auf Wege des Friedens führen!

Sonntag des Wortes Gottes

Weltweit wird nach liturgischer Ordnung von Papst Franziskus der 3. Sonntag im Jahreskreis (heuer der 23.1.2022) als „Sonntag des Wortes Gottes“ begangen. Nur die Deutschen Bischöfe gehen aufgrund einer ökumenischen Tradition einen Sonderweg und erklären den 4. Sonntag im Jahreskreis (30.1.2022) als „Sonntag des Wortes Gottes“. Nun ja, jeder Sonntag ist Sonntag des Wortes Gottes! Und der Anfang der „grünen“ Zeit im Kirchenjahr passt dazu allemal. Hier, ebenfalls dazu passend, ein bemerkenswertes, starkes Gedicht des schweizerischen reformierten Pfarrers Kurt Marti († 2017) über die Bibel:

Dissonanzen? Jede Menge.
Widersprüche? Noch und noch.
Kein ausgeklügelt Buch.
Hundert-Stimmen-Strom
(selbst Schriftgelehrte ermessen ihn nicht) –
wohin will er tragen?
Über Schwellen, Klippen, Katarakt,
heimzu, heilzu (hoff ich …)
Viel-Stimmen-Buch also,
geselliges Buch,
(geselligstes der Weltliteratur!);
in ihm wird
die EINE,
die verlässliche Stimme
der geselligen Gottheit lauf.

aus: Kurt Marti, Die gesellige Gottheit. Ein Diskurs, Stuttgart: Radius-Verlag 1993.

„Dulcis Jesu memoria“

„Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit …“ – süße Plätzchen, süße Lebkuchen, süßer Glockenklang: Weihnachten ist süß!

Freilich ist das nicht wegen des süßen Jesuskindchens. Alle Babys sind süß, nicht nur in den Augen ihrer Mütter und Großmütter. Die Herzigkeit des Christkinds, die Lieblichkeit der Krippen und alle Süßigkeiten der Weihnachtsküche sind ein Wiederschein der tieferen geistlichen Süßigkeit, die eine Empfindung ist, die sich dann einstellt, wenn man sich darauf besinnt, wer Jesus, der Retter, der Heiland, das Bild des unsichtbaren Gottes, der Sohn des himmlischen Vaters für einen persönlich bedeutet. Wenn man sich der Liebe innewird, die er zu uns hat, und darauf antwortet, indem man eine Liebe zu ihm im Herzen aufsteigen lässt.

Aus dem 12. Jahrhundert (zugeschrieben dem Hl. Bernhard, aber von einem unbekannten Dichter) stammt der Hymnus „Dulcis Jesu memoria“. Lang bevor das Weihnachtslied mit der Strophe „… holder Knabe, oh, wie lacht …“ gedichtet wurde, also älter als alle Süßigkeit in der Weihnachtsfolklore, ist dieses Gedicht mit seinen knapp 50 Strophen. Darin häufen sich die Wörter „dulcis“ – süß, „dulcissimus“ – supersüß und „dulcedo“ – Süßigkeit. Der Grund für dieses Empfindung ist aber nicht die gefühlvolle Anmutung, die sich bei der Vorstellung des kleinen Jesuskindes einstellt, sondern die ganze theologische Tiefe: Sich erinnern, sich besinnen, wer Jesus für mich ist.

Ich will ein paar Strophen zitieren – auf Latein. Für manchen klingt diese Sprache ja süß in den Ohren. Wer das Lied in deutscher Übersetzung kennenlernen will, kann das Gotteslob bei der Nr. 368 aufschlagen oder das Internet konsultieren. Ich wünsche allen, die uns auf der Homepage besuchen, dass sie in den Süßigkeiten des Weihnachtsfests den tieferen Grund der weihnachtlichen Leckereien herausschmecken!

Dulcis Iesu memoria
dans vera cordis gaudia,
sed super mel et omnia
eius dulcis praesentia.

Nil canitur suavius,
auditur nil iucundius,
nil cogitatur dulcius
quam Iesus Dei Filius.

Iesu, rex admirabilis
et triumphator nobilis,
dulcedo ineffabilis,
totus desiderabilis.

Amor Jesu dulcissismus
et vere suavissimus,
plus milies gratissimus
quam dicere sufficimus.

Advent

„Es gibt ein dreifaches Kommen des Herrn: ein erstes im Fleisch, ein zweites in der Seele, ein drittes im Gericht. … Das erste Kommen ist schon vorüber, denn Christus kam zur Welt. Wir befinden uns im zweiten Kommen … Wir sind sicher, dass er kommt und bei uns bleibt, wenn wir ihn lieben. … Was die dritte Ankunft betrifft, so ist es ganz sicher, dass er kommt, ganz ungewiss jedoch, wann … – Es gibt nämlich eine Schau der Nacht, eine Schau des Tages und eine Schau des Lichtes: eine Schau der Nacht vor der Gnade, eine Schau des Tages in der Gnade, eine Schau des Lichtes in der Herrlichkeit. … Die Patriarchen und Propheten hatten die Schau der Nacht. Von der zweiten Schau sagt Paulus: Wir schauen die Herrlichkeit des Herrn und werden in sein eigenes Bild verwandelt durch den Geist des Herrn. Wenn jedoch die Schau des Lichtes kommt, dann werden die Gerechten vor Gott leuchten wie die Sonne, dann werden sie im Licht das Licht sehen.“ (Petrus von Blois, gestorben um 1204)