Es gibt einen berühmten Spruch der Hl. Theresia von Avila: „Tu deinem Leib Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Allerdings ist die Zuschreibung dieses Spruchs an die große Heilige haltlos. Es gibt keine belegbare Quelle, wonach sie sich schriftlich oder mündlich jemals in diesem Sinn geäußert hätte.
Wohl aber gibt es einen biblischen Spruch, der genau in die gleiche Richtung geht:
„Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei.“ (Jesus Sirach 14,14).
Es hat natürlich einen leicht heidnischen Beigeschmack, dieses Motto. Von den großen biblischen Themen, der rechten Lebensführung, dem Gottvertrauen, der Glaubenskraft, der Pflicht zur Liebe ist darin nichts enthalten. Und tatsächlich: Die alten Römer kannten eine Gottheit, die FORTUNA HUIUS DIEI, die Glücksgöttin des jeweiligen Tages. Von einer grandiosen Monumentalstatue dieser Göttin ist in Rom noch ein makellos zarter Unterarm und eine bezaubernde Nase übrig. Sie werden im Museo Centrale Montemartini gezeigt.
Wir ordnen dieses kleine Motto ein in die großen Lebensaufgaben, in das Gesamt der Bibel, und unter Wahrung dieses großen Zusammenhangs dürfen wir es uns für den kleinen Tag gesagt sein lassen: „Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages.“
Monat: Juni 2016
Verabschiedung Ursulinen
„Ich bin wahrhaftig schon zu freudigeren Anlässen nach Landshut gekommen,“ begann Weihbischof Bernhard Haßlberger seine Begrüßung beim Gottesdienst zur Verabschiedung der Ursulinen aus Landshut am 4. Juni 2016. Auch der Oberbürgermeister sprach in seinem Grußwort die schmerzliche Seite des Anlasses an, wie es viele in Landshut empfinden: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Doch überwog in allen Worten, Gebeten und Gesängen des Gottesdiensts und der Feierstunde der herzliche Dank, die hohe Anerkennung und bleibende Verbundenheit mit den Schwestern und der tröstende Glaube an Gott. Insbesondere der Wert der christlichen Erziehung, wie sie von den Schwestern geübt und gepflegt worden ist, wurde nachdrücklich heraus gestellt. Und dieser Geist hat in der Ursulinen-Realschule nach wie vor seine Heimstatt. Ja, womöglich wird die Schule sogar noch ausgebaut – nicht nur räumlich.
Die Stadt Landshut hat Schwester Oberin Andrea Wohlfahrter die Bürgermedaille 2016 zuerkannt, sicher mit Blick auf den ganzen Konvent und Generationen von Ursulinen in Landshut seit 1668. Die Verleihung ist beim Sommerempfang am 5. Juli. Aber dann wird es erst mal still in den Räumen des Klosters und in der Kirche St. Josef.
Die feste Gottesdienstgemeinde am Werktag und am Sonntag, auch die Italiener und die Kroaten, die dort regelmäßig die Hl. Messe gefeiert haben, sie alle fragen, ob das gottesdienstliche Leben in der Kirche, die jetzt Schulkirche, nicht mehr Klosterkirche ist, weiter gehen kann. Das ist eine offene Frage. Eine Antwort wird es sicher nicht mehr vor den Sommerferien geben.
Memoiren Diakon Daser
Eduard Daser, Ein Leben für St. Martin – unter diesem Titel ist ein Buch mit Erinnerungen von Diakon Daser aus über 70 Jahren im liturgischen und geistlichen Dienst in St. Martin erschienen. Demnächst wird es im Buchhandel für 9,80 € erhältlich sein.
Intern werden wir das Buch im Rahmen des Sommerausklangs der Stadtkirche präsentieren, zu dem der Pfarrgemeinderat St. Martin die Ehrenamtlichen von St. Martin, sowie die Vertreter der anderen Pfarreien der Stadtkirche und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am 26. Juli einlädt. Es enthält nicht nur anrührende Geschichten von früher, an die sich manche gern erinnern, die dabei waren, sondern auch interessante Informationen, wertvoll für die, die nicht dabei waren. Außerdem konnten wir eine ganze Reihe alter Fotos aus dem Hausarchiv von St. Martin beisteuern. Epochal: eine starke Klammer über die Zeit vor und nach dem Konzil hinweg. Und zugleich wird klar: Mit der Stadtkirche bricht eine neue Epoche an, auch für St. Martin.
Porta patet, cor magis
Ein schönes lateinisches Sprichwort. Einmal im Lauf des Jubiläums der Barmherzigkeit mit dem Zeichen der „Heiligen Pforten“ ist es an der Reihe, dieses Sprichwort anzubringen.
Das Symbol der „Heiligen Pforte“ hat wirklich eingeschlagen in der Kirche. Aus der Reisegruppe aus der Stadtkirche, vor allem aus der Pfarrei St. Jodok, die nach Pfingsten in Südfrankreich unterwegs war, habe ich freudig gehört: „Wir sind auf unserer Route auf sechs Pforten der Barmherzigkeit gestoßen!“ Ja, Papst Franziskus hat offenbar wirklich eine Tür aufgestoßen in der Kirche. Pforten sind also viele aufgetan worden, hoffentlich auch – und noch mehr – Herzen. Dazu ein Gebet:
„Barmherziger Gott,
in der Güte und Menschenfreundlichkeit deines Sohnes Jesus Christus hast du uns dein Angesicht voll Erbarmen und Liebe gezeigt. In seiner Zuwendung zu den Armen und Kranken und zu allen, die am Rande stehen, erkennen wir, wie sehr du jeden Menschen liebst. Durch ihn hast du dein endgültiges Ja zur Schöpfung und zu unserem Leben gesprochen.
Wir danken dir für deine Liebe und Treue, mit der du unser ganzes Leben umfängst. Du bist unser barmherziger Vater, der uns immer erwartet und vergibt. Du schließt uns in die Arme und feierst ein Fest, wenn wir zurückkehrten. Die Tür deines Hauses steht offen für alle, die dich suchen und mit bereitem Herzen umkehren zu dir.
In diesem Heiligen Jahr lädst du uns ein, das Geschenk deiner Barmherzigkeit tiefer zu erfassen. So können wir neu aufbrechen zu unseren Schwestern und Brüdern und als Kirche ihre Freude und Hoffnung, aber auch ihre Trauer und Angst teilen.
Ermutige uns, deinem Ruf zu folgen und uns stets neu überraschen zu lassen von deiner Liebe und von den Wegen, die du uns führen willst. Die Fürbitte Marias, der Mutter der Barmherzigkeit, möge uns begleiten, bis wir dich schauen dürfen in deinem Licht.“
(Pastor Dr. Marius Linnenborn, Essen)
Priesterjubiläen
Zwei Priester aus dem Stiftskapitel von St. Martin dürfen in diesem Sommer ein rundes Jubiläum feiern. Kanonikus Thomas Zeitler wurde vor 50 Jahren, am 29. Juni 1966, zum Priester geweiht. Kanonikus Max Ziegler vor 60 Jahren, am 29. Juli 1959. Beiden dürfen wir als Stadtkirche Landshut herzlich gratulieren. Das Zeugnis ihres treuen Dienstes über so viele Jahre und die große Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit, wie sie in ihrem Amt stehen, ist für viele eine echte und wertvolle Stütze des eigenen Glaubens. Wir haben ihnen aufrichtig zu danken.
Die beiden Jubilare feiern gemeinsam am Sonntag, 17. Juli 2016, in St. Martin. Dazu wird im Gottesdienst um 10.00 Uhr Mozarts Krönungsmesse erklingen. Anschließend ist Gelegenheit für die persönliche Gratulation zum diamantenen und zum goldenen Priesterjubiläum.
Fronleichnam
Bei herrlichem Wetter, die helle, warme Sonne durch ein paar luftigen Wolkenschleiern abgemildert, hat am Fronleichnamstag die große Stadtprozession stattgefunden. Viele hatten den Eindruck, dass noch einmal mehr Leute gekommen waren als in den Vorjahren, als das Wetter auch schon schön war. Dass beim anschließenden Frühschoppen im Klostergarten von Seligenthal die Würstchen ausgegangen sind, fassen wir insofern als Erfolg auf.
Ja, die Altstadt präsentiert sich an einem solchen Tag als „gute Stube“ der Stadt; und die Leute zeigen sich von ihrer besten Seite, aufmerksam, freundlich, betend und grüßend. Und das alles um Christus, den Herrn, herum, der sich in der Gestalt des Brotes ganz in unsere Hände gibt und sich unserer Organisationsmacht, unserem kommunikativen Geschick, unserer Feststimmung, unserer Frömmigkeit anvertraut. Ein Polizist in einer Seitengasse hob grüßend die Hand an die Mütze, als das Allerheiligste an ihm vorbei zog. In den Cafés saßen mehr Mitbeter zum Ausruhen als Fremde zum Frühstücken. Die Beschallung funktionierte tadellos. Die Kommunionkinder waren aufmerksam bei der Sache … Eine rundum gelungene Prozession!